Am 26.02. wurde von einem Konfirmanden die Frage gestellt, ob er zu einem Beichtgottesdienst muß, der ihm terminlich "nicht passte". Aus den Kommentaren ging hervor, dass viele -ich auch - einen Beichtgottesdienst nicht kennen. Es mangelt nicht an meinen Kontakten zur Kirche!! Informationen über einen "Ablauf" wären interessant. Das wird sicherlich nicht in einem Beichtstuhl sein, habe noch keinen in einer evangelischen Kirche gesehen.
Liebe Ursel,
wie Sie schon richtig bemerkt haben, sind Sie mit Ihrer Frage zum evangelischen Beichtgottesdienst nicht allein. In den letzten Tagen haben uns mehrere Nachfragen zum Thema Beichte erreicht. Einen evangelischen Beichtstuhl gibt es tatsächlich genauso wenig wie eine regelmäßige Beichtpflicht. Es gibt aber in der evangelischen Kirche die Möglichkeit zur Beichte, sowohl im Rahmen eines Einzelgesprächs mit einem Pfarrer/einer Pfarrerin, als auch in Form einer gemeinsamen (kollektiven) Beichte im Gottesdienst.
Die kollektive Beichte kann in jeden Gottesdienst an verschiedenen Stellen auftauchen: Sie kann als Bußgebet im Eröffnungsteil oder in der Einleitung des Abendmahls erfolgen. Der Beichtgottesdienst ist eine besondere Form des Gottesdienstes, in der die Beichte im Vordergrund steht. Er kann beispielsweise am Buß-und Bettag oder auch am Vorabend der Konfirmation gefeiert werden und gibt die Möglichkeit zur Besinnung. Im Beichtgottesdienst können Menschen sich fragen: Wie ist mein letztes Jahr verlaufen? Wo habe ich andere Menschen verletzt? Wofür möchte ich um Vergebung bitten?
Zur Beichte gehören das Bekenntnis der Sünde und die Bitte um Vergebung. Im Beichtgottesdienst sind feste Formulierungen für beides vorgegeben und werden gemeinsam gesprochen. Zwischen den gesprochenen Sätzen gibt es oft Zeiten der Stille, in denen Menschen ihre Schuld im persönlichen Gebet vor Gott bekennen können.
Am Ende der Beichte stellt die Pfarrerin der Gemeinde zwei Fragen: „Vor dem heiligen Gott frage ich euch: Bekennt ihr, dass ihr gesündigt habt, und bereut ihr eure Sünden?“ und „Bittet ihr um die Vergebung eurer Sünden im Namen Jesu Christi?“
Die Gemeinde antwortet mit: „Ja“.
Daraufhin spricht die Pfarrerin der Gemeinde die Absolution (Sündenvergebung) zu, z.B. mit den Worten: „Euch sind eure Sünden vergeben im Namen des Vater, des Sohnes und der Heiligen Geistes“.
Die Beichte zielt darauf, Gottes Erbarmen zu erfahren und erfolgt im Vertrauen auf Gottes Vergebung. Dieses Vertrauen ermöglicht es, sich eigene Fehler einzugestehen und sich von der Last der Schuld zu befreien. Deshalb kann ein Beichtgottesdienst eine Erleichterung sein, die einen hoffnungsvollen Neuanfang ermöglicht.
Herzliche Grüße,
Louisa Braeuer