Zusammenhang Tod Jesu und Vergebung der Sünden

Sarah The
Bunte Kreuze an Wand
© Omar Rodriguez/Unsplash

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Bibel und versuche heraus zu finden, ob ich gläubig bin. Was mir allerdings besonders schwer fällt zu verstehen ist, wie durch Jesu Tod am Kreuz unsere Sünden vergeben sein können. Der Zusammenhang erschließt sich mir einfach nicht. Wie ist das gemeint? Da ich das nicht verstehe, verstehe ich auch nicht die Aussage, dass Jesus für uns Menschen gestorben ist. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich erhellen.
Herzlichen Dank uns beste Grüße!

Liebe Sarah The,

der Kreuzestod Jesu bleibt anstößig. Da ergeht es Ihnen, wie vielen, die mit dem christlichen Glauben leben. Jesu Kreuzigung wirkt wie ein großer Spiegel, in dem das Leid und die Schuld der Menschen erscheint. Auch das menschengemachte Unheil wird hier sichtbar. Das Kreuz erregt also mit Recht fortwährend Widerstand. Schon in der Gemeinde des Apostels Paulus ist das Kreuz ein Ärgernis und eine Torheit (1. Korintherbrief 1). Wie jedes Sterben zur schweren Prüfung wird, so auch Jesu Leid. Seit dreißig Jahren bin ich Pastor, der Karfreitag und die Wochen im November bis zum Ewigkeitssonntag bleiben eine andauernde Prüfung des Glaubens und unserer Gemeinde. Denn die Frage nach dem Sinn liegt für viele Menschen in dieser dunklen Jahreszeit in der Luft.

Menschliches Leid entzieht sich in der Regel der Suche nach einem Sinn. Leid, auch das von Menschen verursachte Leid, entfremdet mich von meinem Leben. Leid macht häufig einsam. Im Moment größter Not ist Trost, vor allem menschliche Nähe häufig fern. Das tut weh. Der Kreuzestod Jesu macht da zunächst keinen Unterschied. Jesus, der anders als wir, alles richtig macht, stirbt qualvoll und einsam durch Menschenhand. Obwohl er sogar die Feindesliebe zum Gebot erhebt und sein Leben ohne Schuld bleibt, geht er schmachvoll zu Grunde. Das ist ein Skandal. Auf dem zweiten Blick verschiebt sich dann die Perspektive. „Menschen haben Jesus getötet — Gott aber hat ihn auferweckt“, heißt es (siehe Apostelgeschichte 3,15; 4,10; 5,30). Jesu Sterben wird durch seine Auferweckung in ein neues Licht gerückt.

Um feststellen zu können, ob Sie gläubig sind, rate ich Ihnen mit der Bibellektüre vor der Kreuzigung zu beginnen und die Auferstehungszeugnisse mitzulesen. Im besten Fall nehmen Sie die Psalmengebete (siehe z.B.: Psalm 25) hinzu und auch den Propheten Jesaja. Jesaja spricht von einem Gottesknecht (siehe: Jesaja 42, 1-9; Jesaja 49, 1-9; Jesaja 50, 4-9 und Jesaja 52, 13–53, 12). Das Leid dieses gerechten, einzelnen und vollkommen schuldlosen Menschen befreit, so Jesaja, die ganze Gemeinschaft. Im Rückblick wurde Jesu Sterben auch wie das Leiden des Gottesknechtes verstanden: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“ (Jesaja 53,4).

Wenn Sie nun noch die Passion im Johannesevangelium (Johannes 19) lesen und den Hebräerbrief (Hebräer 9,26) hinzunehmen, dann eröffnet sich dieser Schluss: Vergebung der Sünden heißt, Gott wird aus freien Stücken zum Leidensgefährten der Menschen. Er schlägt sich auf die Seite der Opfer, indem er sich selbst zum Opfer machen lässt. Immer aber bleibt Jesus der Verantwortliche für seine Entscheidung, auch der Souverän über seinen Tod. Also hat Gott die Konsequenzen des Leides und der Schuld, folgt man dem Gedanken des „Gottesknechtes“, auf sich selbst genommen. Unsere Schuld wird durch sein aktives Mitleid geteilt und ist für immer getilgt.

Ich hoffe, dass ich Ihnen bei Ihrer Bibellektüre etwas helfen konnte. In jedem Fall rate ich Ihnen, mit dem Bibelkreis oder einer theologischen Arbeitsgruppe Ihrer Kirchengemeinde Kontakt zu suchen. Gemeinsames Lesen der Bibel ist oftmals hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Henning Kiene

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Sehr geehrter Leser
Zum Verständnis vieler Aussagen von Jesus und auch zum Verständnis derer die ihm folgen hilft es : ersetzen sie das Wort Jesus durch das Wort liebe .
Eltern haften für ihre Kinder wenn sie ihre Kinder lieben. So haften auch Freunde und Bürgen für ihre Freunde : sie tragen die Schuld.
Extrem ausgedrückt ist somit die Liebe an allem schuld
Und doch ist sie unschuldig wie ein Kind das auf der liebe wie auf dem ausgelegten Teppich trampeln muss um zu wachsen zu gedeihen um Frucht der liebe zu werden unschuldig geerntet und verzehrt zu werden leibhaftige liebe zu sein - menschgewordene liebe - all dies ist ablesbar an einem Menschen der für Sie stirbt aus liebe und der für Sie lebt aus liebe
Lieben ist Martyrium und doch die größte Freude
Und wir Christen üben das auch wenn es keineswegs rein vernünftig und keineswegs rein logisch ist - die Liebe ist vollkommen geben und vollkommen erhalten - wer so erfüllt ist den kann niemand mehr von der LIEBE unterscheiden - und Jesus machte „es“ „nur“ vor - ganz persönlich

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