Warum rufen wir am Ende des Gebets den Namen des Goetzen Amen an?
Lieber Christian,
Du fragst nach dem Wort Amen. Das „Amen“ kommt ja wirklich oft vor, zum Ende eines Gebets oder in Gottesdiensten, besonders auffällig ja auch am Ende einer Predigt. Vielleicht kennst du es auch aus dem Berufsleben, wenn eine Kollegin am Ende einer der mal wieder salbungsvollen Rede des Chefs heimlich ironisch seufzt: „Amen“. Und vermutlich die Augen verdreht. Oder in Social Media Kanälen: auch da liest man das Wort Kommentar – als einzigen Kommentar; da gefühlt ohne Augenverdrehen. Das Wort hat es sogar bis zum Sprichwort geschafft: Etwas ist „so sicher wie das Amen in der Kirche“.
An all dem – Achtung Spoiler - merkt man auch, wie stark die jüdisch-christliche Kultur unsere heutige prägt. Es lohnt sich echt, dem Wort einmal hinterherzusteigen. Von daher: danke für deine Frage!
Also, was hat es mit diesem Wort kleinen, aber offensichtlich so wirkungsvollen Wort auf sich? Es stammt aus dem „Tanach“, also den heiligen Schriften des Judentums. Der Tanach entspricht ungefähr unserem christlichen „Alten Testament“, also dem ersten Teil der christlichen „Bibel“, Dort wurde es zuerst verwendet. Dieses althebräische Wort „amän“ kann man übersetzen mit „So sei es!“ Wer „Amen“ sagt, der stimmt zu und bekräftigt. Aber eigentlich steht noch etwas viel Schöneres dahinter: Dieses Verb ist sprachlich abgeleitet von dem Substantiv Wort „ämunah“. Und das heißt: Glaube, Zuversicht – auf Gott! Darum: wer „Amen“ sagt, der bekräftigt sein Vertrauen auf Gott.
Und nun weißt du auch, was passiert, wenn so oft das Wort „Amen“ erklingt. Alle, die es sagen, bekräftigen Gottes Wort oder Segen - ob Beter und Beterin, Pfarrerin und Pfarrer, Liturgin und Liturg (z.B. ein Kirchengemeinderat) oder die Gottesdienstbesucher, die es gemeinsam sagen oder singen. Tipp zum Gottesdienst: in vielen Gesangbüchern steht ein Gottesdienstablauf, dort können Gottesdienstbesucher mitlesen, wann sie „dran“ sind.
Ach ja: und in charismatischen Gemeinden rufen viele einfach zwischendrin „Amen“. Vielleicht kennst du Videos aus solchen Gottesdiensten in den USA, ob weiß oder POC – da rufen viele mitten in der Predigt oder mitten im Gebet „Amen“ und Halleluja“. Einfach zwischenrein, weil ihnen das Herz überfließt vor Freude. Da sind wir in Deutschland etwas, nunja, formalistischer.
Und noch etwas: Du hast ja gefragt, ob das Wort „Amen“ einen Götzen bezeichnet. Also einen Zweitgott, Gegengott, selbstgemachten Gott. Nach den Erklärungen oben ist schon mal klar: das ist nicht der Fall. Dennoch ist das ein superinteressanter Gedanke von Dir: ein häufig verwendetes Wort – ist das nicht so eine Art Götze? Wenn man etwas oft sagt – bezeichnet das dann nicht einen Götzen? Also, eine Gottheit? Gerade, wenn man es noch „hinterhaut“ in einem Satz?
Denn: was passiert eigentlich wenn jemand ständig Sätze beendet mit „Nicht wahr?“ oder „Alter!!“ Der erste will immer Zustimmung einholen, ist sich also nie ganz sicher. Der andere betont immer die Autorität des anderen (daher kommt ja das Wort „Alter“, das v.a. im arabischen Raum ursprgl. den Vater bzw. einen älteren, weisen Mann bezeichnet), und will sie damit kleinkriegen.
„Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott". Das schrieb Martin Luther einst im Großen Katechismus in seiner Erklärung zum 1. Gebot („Ich bin der der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir“). Und das ist eine super Anfrage an uns alle: Was ist dir so wichtig in deinem Leben, dass dein Denken und Handeln immer darum kreist? Hast Du es immer von „mein Auto“ - „meine Karriere“ - „meine Familie“? „mein Geld? Dann pass auf, dass du es nicht vergötterst und an die Stelle von Gott setzt.
Und wie ist nun mit dem liturgisch wiederkehrenden Amen? Ganz einfach: wer oft Amen sagt, der sagt oft: „Ich vertraue Gott“. Und das ist auch gut so.
Es grüßt dich herzlich Pamela Barke