Müssen wir Kinder bekommen?

Kleiner Spatz
Altes Familienfoto in antikem Rahmen.
©Mick Haupt/Unsplash

Hallo liebes Team, 

ich habe eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Ich habe bis zum Tod meiner Mutter mit ihr zusammengelebt und gewohnt und wollte nie eine Frau und Kinder haben. Ich hatte alles bei meiner Mutter und ich habe sie gepflegt. Meine Frage ist: War das aus kirchlicher und biblischer Sicht in Ordnung oder eine Sünde? Weil es in der Bibel heißt: Vermehret euch. 

Vielen Dank

Lieber „Kleiner Spatz“,

es tut mir leid, dass Sie von ihrem Gewissen geplagt werden, ausgerechnet wenn Sie anscheinend ein Leben führen und geführt haben, das von gegenseitiger Fürsorge geprägt ist. Darum gleich vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass es für Gott durchaus „in Ordnung“ ist, wie Sie Ihr Familienleben mit ihrer Mutter gelebt haben. Ich weiß, Sie fragen eigentlich gar nicht nach Gott, sondern nach Kirche und Bibel. Aber diese beiden erzählen ja von dem, was Gott ist und will. Die Bibel ist dick und die Kirche hat eine lange Geschichte, und darum ist es wichtig, das ganze Buch und die ganze Entwicklung dessen, was die Kirche sagt, anzuschauen. 

Die Aussage „Seid fruchtbar und mehret euch“ stammt aus dem ersten Buch Mose, genauer gesagt aus der ersten Schöpfungsgeschichte. Gott sagt diesen Satz zu den Tieren in der Luft und im Wasser (1. Mose 1,22) und später zu den Menschen (1. Mose 1,28). Auch wenn „Mehrt euch“ grammatikalisch ein Imperativ ist, ist es doch kein Befehl. Es ist die Ausführung des Segens, den Gott über sie spricht: „Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde“. Gott schenkt den Menschen – wie vorher schon den Tieren – die Möglichkeit, sich zu vermehren und überall auszubreiten. Das ist der Segen, den Gott über sie spricht. 

Im Laufe der biblischen Erzählungen werden sehr viele unterschiedliche Lebensentwürfe beschrieben, und dass Kinder für ihre Eltern sorgen, wird durchgehend positiv gesehen. Im Laufe der Kirchengeschichte ist der göttliche Imperativ „Mehret euch!“ allerdings wirklich zu einem Befehl geworden. Das hatte und hat vor allem mit gesellschaftlichen Normen und Wertevorstellungen zu tun. Die sind häufig geprägt von dem Wunsch, die eigene Gruppe dadurch zu stärken, dass man sie möglichst zahlenmäßig groß macht. Gleichzeitig schürt es Angst davor, wenn andere Bevölkerungsgruppen sich stärker vermehren als die eigene. Das ist ein alter und gefährlicher Ansatz. Schon die Bibel erzählt im 2. Buch Mose davon, wie das ägyptische Volk Angst vor den bei ihnen lebenden Hebräern bekam, weil die so viele Kinder bekamen. Und es führte direkt zu Unterdrückung und schließlich zu massenhaftem Mord.

Darum dürfen Sie sich gern entspannen. Gott will, dass wir uns umeinander kümmern. Gott hat uns mit der Möglichkeit gesegnet, dass immer weitere Generationen entstehen können. Dennoch ist es nicht die Aufgabe jedes Individuums, Kinder zu bekommen. 

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky 

Fragen zum Thema

Lieber Herr Rahlf! Das freut mich aber, dass Sie so glücklich verliebt sind! So verliebt…
Liebe Maria,es tut mir leid, dass Sie mit Ihrer neu gefundenen Liebe gerade nicht…
Liebe Nadine,es tut mir ausgesprochen leid für Sie, dass Sie so von Ihrer Familie…

Schlagworte