Meditatives Tanzen - ein christlicher Weg?

Gast

Hallo Frau Erichsen-Wendt, in den Kirchengemeinden erfreuen die sogenannten meditativen Tänze, großer Beliebtheit. Meditative Tänze sind jedoch bewusstseinserweiternde Übungen und können ähnlich wirken wie Drogen. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden meistens mit Begriffen wie Stille, Leere, Auszeit, die eigene Mitte suchen, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein, Versenkung, Erleuchtung, Exstase oder „frei von Gedanken sein“ beschrieben. Im christlichen Glauben geht es aber nicht darum sich auf ein bestimmtes Mantra (Bilder, Dinge, Symbole) zu konzentrieren, bzw. „völlig leer“ zu werden, sondern seine Gedanken auf Gott und sein Wort zu richten. Während Meditationsformen versuchen den Geist leer zu machen, also „sich selber leer zu machen“ füllen sich Christen immer mit heiligem Geist. Christen streben "normalerweise" nicht das Nirwana = Leerheit, an sondern ein „Leben in Fülle“. Die songtexte beim meditativen Tanzen sind ebenfalls auf ein Mantra gerichtet und haben meiner Ansicht nach mit der frohen Botschaft nicht im entferntesten zu tun. Meditatives Tanzen ist eine Methode der Abschaltung des Bewusstseins und eine bedingungslose Auslieferung an ein Bild oder ein Symbol, ob das jetzt eine Sonnenblume ist, oder ein Bauer aus Kuba, eine Spirale, ein Labyrinth oder Sommerfülle, oder sonst was, das den Meditierenden faszinieren und inspirieren soll. Ich glaube, das Ziel ist nicht immer der "Weg". Kann meditatives Tanzen trotzdem ein kirchlicher Weg sein?

Liebe/r "Gast", 

 

Sie berichten von konkreten Erfahrungen mit meditativem Tanzen und fragen danach, ob diese Form ein "kirchlicher Weg" sein könnte. Dies ist die Frage danach, ob es Füllungen der Form "Tanz" geben kann, die der Verkündigung des Evangeliums förderlich sind. 

 

Diese Fragen kann ich - unabhängig von Ihren eigenen konkreten Erfahrungen - bejahen. Bereits in der biblischen Überlieferung (Ex 15, 20-21) wird davon berichtet, dass Menschen ihr Gottesverhältnis durch Musik und Tanz zum Ausdruck bringen. Hiervon ausgehend gibt es eine Tradition des Tanzes in den Kirchen. Bei der Bewertung der Angemessenheit geht es hier - wie bei jeder Frage nach der Legitimität einer Form - darum, in den Blick zu nehmen, inwieweit die Inszenierung die Verkündigung des Evangeliums befördert, etwa durch die Integration in den Gottesdienst oder die Darstellung biblischer Grunderzählungen. 

 

Freundlich grüßt

Ihre Friederike Erichsen-Wendt