Sollte man Religionen verbieten?

hans buchhoz
Gebet
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Die Religion, der Glaube an einen Gott - egal ob Christ, Muslim,...hat vielen Millionen Menschen das Leben gekostet. Nordirland, Drittes Reich, Hexenverbrennung, Kreuzritter,...
1.) gibt es Beispiele, wo die Religion Menschenleben gerettet hat?
2.) Wäre es nicht besser den glauben an eine fiktive Größe wie einen Gott zu verbieten, da dies immer wieder für weltliches Morden missbraucht wird?

Sehr geehrter Herr Buchhoz,

Ich stimme Ihnen durchaus zu, wenn Sie behaupten, dass im Namen Gottes im Laufe der Geschichte viele Menschen getötet wurden. Allerdings werden Sie bei genauem Hinsehen feststellen, dass der Mensch zu Massenmorden einen Glauben an Gott überhaupt nicht nötig hat. Das von Ihnen angeführte Naziregime war überhaupt nicht religiös. Man gab sich oberflächlich christlich, doch handelte und dachte man eher in Kategorien wie "Vorsehung". Die Tötung von Millionen Juden geschah nicht aus religiösen Gründen, sondern aus rassistischen. Viele religiös denkende Menschen haben sich – wegen ihres Glaubens – gegen das Naziregime gestellt und, so gut sie konnten, Menschenleben gerettet, während der größte Teil Deutschlands einem Führer folgte, der Blut und Boden predigte. Die von Ihnen eingeforderten Beispiele dafür, dass Religion Menschenleben gerettet hat, sind nicht so spektakulär, weil sie eben aus echtem Glauben einzelner Menschen stammen und nicht aus einer Ideologie, die sich hinter einem angeblichen Glauben versteckt. Menschen, die aus ihrem Glauben heraus anderen helfen, gibt es unzählige, nur schaffen sie es eher selten in die Schlagzeilen, weil sie ihr gutes Werk einfach tun und es nicht an die große Glocke hängen. Doch können Sie sich gewiss sein, dass ihre Zahl riesig ist. Ab und an wird einer dieser Menschen berühmt, weil er oder sie eine Bewegung gründet oder durch die eigene Ermordung Berühmtheit erlangt. Niemand kann sich ausrechnen, wie viele Tote es wohl gegeben hätte, wenn nicht ein Dr. Martin Luther King oder ein Mahatma Gandhi aus ihrem tiefen Glauben heraus immer wieder zu Gewaltlosigkeit aufgerufen hätten.

Wer schreckliche Verbrechen verübt, wird sich immer eine Rechtfertigung dafür wählen, sei es aus einer Ideologie oder aus einem Glauben heraus. Der sogenannte "Islamische Staat" benutzt den Islam in derselben widerwärtigen Weise, wie diejenigen, die Frauen Hexen nannten, um sie zu verbrennen, das Christentum benutzten. Wollen Sie ernsthaft anregen, einen Glauben an Gott zu verbieten? Was würden Sie anregen, wie solch ein Verbot durchzusetzen wäre? Würden Sie diejenigen, die an ihrem Glauben festhalten wollen, einsperren? Oder töten?

Nun gut, ich nehme an, dass Ihre zweite Frage eher eine rhetorische sein sollte. Immerhin sprechen Sie selbst von einem Missbrauch der Religionen durch diejenigen, die sie für ihre weltlichen Interessen benutzen. Aber die Religion zu verbieten, weil man sie missbrauchen kann, ist ungefähr so logisch wie Bäume zu verbieten, weil man daran Leute erhängen kann.

Zuletzt noch dies: Wenn Sie Gott als eine "fiktive Größe" bezeichnen, werden Sie nicht nachvollziehen können, welche Kraft – zum Guten, wie sicherlich auch immer wieder zum Schlechten – ein Glaube an Gott entfalten kann. Machen Sie sich klar, dass Gott für gläubige Menschen ebenso real ist, wie für alle Menschen die Schwerkraft. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sie das für Humbug halten, sondern es kommt einzig und allein darauf an, wie real die Gegenwart Gottes für einen gläubigen Menschen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Muchlinsky

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