Bin ich verstockt?

Horst Wätzig

Ich will das der Heilige Geist (Jesus) mein Leben vollkommen übernimmt, und andere auf Jesus hinweisen. Aber irgendwie habe ich mich selbst blockiert, komme nachts nicht mehr zu Ruhe, weil ich Angst habe verdammt zu sein. Ich glaube fast ich habe Angst davor zu zulassen, dass mir besser geht, weil ich fürchte das ich verletzt werde wenn ich Etwas in mich einlasse. Es ist wie eine Mauer, obwohl mir Gott schon soviel geholfen hat. Ich habe seit 27 Jahren MS, und 2 Schlaganfälle gehabt und jedes mal mir sehr schnell wieder sehr gut gegangen, alles hat sich fast wieder zurück gebildet. Ich will nicht verdammt sein. Was kann ich tun?

Lieber Horst,

für mich klingt es so, als ob Sie eine bewegte Geschichte im Glauben hinter sich haben, in der Gott Ihnen immer wieder Halt und erstaunliche Bewahrung geschenkt hat. Nun wünschen Sie sich, dass der Heilige Geist Ihr Leben ganz erfüllt – und zugleich erleben Sie Angst, Unruhe und die Sorge, innerlich „verstockt“ oder gar verdammt zu sein.

Ihr Wunsch, dass der Heilige Geist alles übernimmt, klingt nach einer tiefen Sehnsucht nach innerer Sicherheit und Geborgenheit. Vielleicht steckt dahinter auch das Bild, dass sich dann alles eindeutig, klar und ohne Zweifel anfühlt. Doch der Weg mit Gott bleibt immer Beziehung – nicht vollständige Kontrolle oder Garantie, dass keine Angst und kein Schmerz mehr da sind.

Gottes Geist wirkt, wo ein Mensch sich ihm öffnet, aber dieses Wirken lässt sich nicht „machen“ oder herbeizwingen. Weder starke Gefühle, noch absolute Ruhe in der Nacht sind der Maßstab dafür, ob Gott bei Ihnen ist oder nicht. Sie dürfen wissen: Ihr „Ja“ zu Gott, Ihr Vertrauen, Ihr Ringen und Suchen sind schon Ausdruck seines Wirkens in Ihnen.

Was Sie „Mauer“ nennen – die Angst, verletzt zu werden, wenn Sie sich öffnen – ist etwas sehr Menschliches, besonders nach Krankheit, Krisen und Enttäuschungen. Ein erster wichtiger Schritt kann sein, diese Mauer nicht zu bekämpfen, sondern sie Gott hinzuhalten, vielleicht ja in einem Gebet: „Herr, ich sehne mich nach dir, aber ich habe Angst. Bitte komm auch in meine Angst hinein.“ Oder sie finden selbst formulierte Worte, oder beten das Vater Unser. Gott hat immer ein offenes Ohr für Sie. Er verlangt nicht, dass Sie erst perfekt vertrauen, bevor er sich Ihnen zuwendet.

Ihre Sorge, verdammt zu sein, steht in starkem Spannungsfeld zu allem, was Sie schreiben: Ihrer langen Geschichte mit Gott, Ihrer Dankbarkeit für erfahrene Hilfe, Ihrem aufrichtigen Wunsch, dass Jesus Ihr Leben prägt und andere zu ihm finden. Wer so ringt, sich sehnt und sich Gott immer wieder anvertraut, ist nicht von Gott verworfen. Sie dürfen Schritt für Schritt lernen, Ihre Sicherheit weniger in Ihrem eigenen Empfinden zu suchen – und mehr in Gottes Zusage, dass er Sie kennt, trägt und nicht loslässt.

 

Dass Sie weiterhin die Vielfältigkeit des Glaubens entdecken und erfahren und vor allem alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit wünscht Ihnen

 

Philipp Raekow

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