Auferstehung - gibt Gott uns ein Leben nach dem Tod?

Arne
Alte Gräber auf einem Friedhof
Albrecht Fietz / Pixabay
Hallo! Momentan beschäftige ich mich sehr intensiv mit der Frage, was nach dem Tod mit einem passiert; geprägt - obwohl ich christlich bin - von einer verzweifelten bis geradezu panischen Angst, dass mit dem Tod alles vorbei sein könnte. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Existenz einer so vielseitigen Welt kein Zufall sein kann und ein Schöpfer über allem stehen muss. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang immer den gleichermaßen simplen wie saloppen Spruch "Wo Brötchen sind ist auch ein Bäcker". Aber kann man daraus auch zwangsläufig schlussfolgern, das man in seinem eigenen Schicksal, dem Tod machtlos ausgeliefert zu sein, nicht alleine ist und tatsächlich am Ende von Gott gerettet wird? Und wenn dies tatsächlich in bedingungsloser Liebe ohnehin geschieht - welchen Sinn hat dann diese Welt in der wir leben? Momentan gibt es einige Stimmen, die Jesu Auferstehung in Frage stellen: Es gibt die Vermutung, eine Art "Personenkult" unter seinen Anhängern könnte die tatsächlichen Ereignisse dramatisiert und in Erzählungen immer großartiger gemacht haben - auch scheint es schon damals Zweifler an der Auferstehung gegeben zu haben. So werden beim Anblick des leeren Grabes zunächst Grabräuber vermutet und Jesus wird danach nicht wiedererkannt bzw. verwechselt und so weiter... Andererseits ist Jesus erstmal eine historisch belegte Person und er muss so Beeindruckendes getan haben, dass sich mit den vier biblischen Evangelien sowie weiteren Texten Menschen dazu aufgefordert gefühlt haben, das Geschehene aufzuschreiben und so für die Nachwelt festzuhalten. Nun stellt sich für mich folgende Frage: Ist es möglich, dass sich dadurch, dass das Schicksal des Todes alle Menschen gemeinsam haben, eine Art "kollektive Zuversicht" gebildet hat, die sich durch die Gemeinschaft gegenseitig verstärkt und "rechtfertigt", um auf diese Weise mit dem so quälenden Gedanken an den Tod irgendwie leben zu können bzw. weil der Gedanke an das Ende sonst unerträglich wäre? Auch weil der Glaube etwas sehr Rituelles hat und somit Menschen im Alltag eine Halt gebende Konstante gibt (wöchentlicher Gottesdienst, möglicherweise feste Zeiten für persönliches Gebet, regelmäßig wiederkehrende Feiertage...) drängt sich für mich diese Frage auf. Daran anschließend: Mir ist aufgefallen, dass es die Kirche in öffentlichen Äußerungen immer wieder als ihre Aufgabe betont, Menschen zu trösten und ihnen Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht zu schenken. Ist es möglich, dass dies letztlich nur "Mittel zum Zweck" ist, damit die Menschen im Hier und Jetzt beruhigter sind, oder gibt es historische Hinweise, dass es tatsächlich wahr und plausibel ist, dass es nach dem Tod nicht vorbei ist? Gibt es diese begründete Überzeugung, dass es wirklich so sein kann, wie man glaubt, wie auch immer das genau dann aussehen mag? Ich habe für mich gemerkt, dass ich als einzige Hoffnung unbedingt daran glauben möchte, dass es ein ewiges Leben gibt, und mich gefragt, ob ich mir damit nicht selbst etwas vormache oder einbilde. Zuletzt eine eher theologische Frage zu diesem Thema: Es ist bekannt, dass das Grab nach Jesu Auferstehung von den Toten leer war, also auch sein Körper diese Auferstehung erfahren hat. Wieso lässt sich, obwohl das bei Menschen natürlich nicht so ist, der Schluss ziehen, dass auch wir heute gleichermaßen auf eine Auferweckung nach dem Tod hoffen können? Und geht diese Schlussfolgerung, auf der ja nun der gesamte christliche Glaube beruht, wirklich unmittelbar auf Jesus Christus zurück? Über Antworten würde ich mich sehr freuen! Vielen herzlichen Dank!

Lieber Arne,

Ihre Frage führt ins Zentrum des christlichen Glaubens. "Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben", bekennen wir in unseren Kirchen und mit uns weltweit etwa 2,5 Milliarden anderer Christinnen und Christen. In diesem großen Chor eine kleine Stimme zu sein, gibt mir persönlich Halt und gerne teile ich die Zuversicht, die der Glaube an die Auferstehung in mir weckt. Doch manchmal kommt auch dieser feste Glaube ins Wanken. Sie sind in guter Gesellschaft, Ihre panische Angst, dass mit dem Tod alles vorbei sein könnte, befällt auch andere Menschen. Christlicher Glaube ist kein Wissen, sondern eine Gewissheit und eine Zuversicht, die Halt verspricht. Wie dieser Halt in der großen Not Gestalt annimmt, weiß man nicht im Voraus. Mit Ihren Worten gesagt: Da ist man ausgeliefert, wie auch Jesus dem Sterben, den Henkern, der johlenden Menge, seiner eigenen Hoffnung ausgeliefert war.  

Zu Ihrer zentralen Frage. Man kann Jesu Leben tatsächlich ohne die Osterbotschaft verstehen. Jesus hat sich konsequent für Gott und die Menschen eingesetzt und sich in diesem Einsatz selbst aufgegeben. Sein Leben ist so etwas wie ein Weltkulturerbe, auch ohne die Auferweckung. Die Botschaft ist klar: Bitte nachmachen! Übrigens ist das ein Sinn den Jesus unserem Leben gibt, wir sollen seinem Wort folgen.

Ohne die Osterbotschaft bleibt das Kreuz Jesu  ein furchtbares Mordinstrument, nicht "heilvoll", auch nicht "versöhnend". Auf den ersten Blick gibt das Kreuz nur Auskunft über Jesu Hinrichtung. 

Historisch ist aber auch, dass die ersten christlichen Zeuginnen und Zeugen das Grab leer vorgefunden haben. Sicher ist, die Jüngerinnen und Jünger haben erlebt, dass das vorbildliche Leben Jesu am Kreuz nicht gescheitert ist. Jesu leben trägt weiterhin eine heilvolle Hoffnungsperspektive in sich. Eine "kollektive Zuversicht", wie Sie formulieren, schöpft aus dem historisch gut begründeten ersten Auferstehungszeugnis. Selbst dann, wenn es keine Bilder einer Webcam vom Grab gibt, die ersten Zeugnisse sind stark und die Auferweckung Jesu ist aus unterschiedlichen Perspektiven belegt. Die Osterbotschaft begründet eine Art "kollektive Zuversicht", deren Ausgangspunkt allerdings etwas unscharf bleibt. Es gab eben keine Webcam und keine Reportage live vom Grab. (Siehe: 1. Kor 2,9)

Noch einen Schritt weiter: Jesus ist bis heute wegen seiner menschlich beeindruckenden Haltung gegenüber Gott und Mensch in Erinnerung. Jesus bleibt Vorbild und Garant für unser christliches Handeln. Seine Auferweckung, die vor knapp 2000 Jahren zum Glaubenszeugnis wurde, bewahrt ihn in dem Moment, als er in Vergessenheit geraten könnte. Wir haben also beides: Den  Menschen, der den Status einer Kultfigur verdient hat und den von den Toten Auferweckten, der ausgerechnet das Kreuz zum Ort der Hoffnung macht. Oder: Gott umgab Jesus in dessen Sterben und im Tod mit der Gemeinschaft mit sich selbst. Auferweckung ist das Bleibende, mit dem Gott selbst sich und Jesus umgibt und in dem auch wir Menschen bewahrt sind. (Siehe: 1. Thess 4,14) 

Die Folgerung, dass Sie und ich nun auch mit unserer Auferweckung aus dem Tod rechnen können, liegt übrigens schon sehr früh auf der Hand (siehe: 1. Kor 15). Aber: Wie, wann und wo sich dieser Glaube in Ihrem Leben als tragfähig erweist, kann ich Ihnen nicht sagen. Dass Anfechtungen auch den stärksten Glauben befallen kann, ist dem Glauben nichts Fremdes. 

Ich hoffe, dass ich Ihre zentralen Fragen hier in den Blick genommen habe, angesichts der Fülle der Themen, die Sie ansprechen , weiß ich: Es bliebt manches offen.

Eine Erinnerung aus meiner über dreißigjährigen Erfahrung im Dienst als Pastor: Ein kirchlicher Mitarbeiter liebte zeitlebens die Kantaten von Johann-Sebastian-Bach, er kannte bewundernswert viele Liedtexte von Paul Gerhard, lernte ganze Lieder  auswendig. "Mit dieser Musik und solchen Gebeten will ich dann auch sterben", sagte er häufig und zitierte Strophen aus dem Choral "O Haupt voll Blut und Wunden". Je näher sein Sterben dann kam, umso schwerer wurde ihm dieser letzte Abschied. Kurz vor seinem Ende flehte er - laut rufend - Gott an, ihn nun endlich zu holen. Ich war schockiert von dieser hilflosen Leere, alle Vorbereitung auf das Sterben schienen vergeblich. Dass er dann mit dem schlichten Abendgebet "Müde bin ich, geh zur Ruh" seine Augen schloss und eine Pflegekraft für ihn zum Sterben das Vaterunser sprach, zeigte mir zweierlei: Am Ende zählt das Einfache, schlichte Wort. Und die Vorstellung, dass Gottes Augen über uns wachen, tritt gegen Panik an. Dass Gott mich im Leben und an der Schwelle zur Ewigkeit in sich birgt sorgt für österliche Hoffnung. Und häufig braucht es dann einen anderen Menschen, der für mich betet und glaubt, jemanden, der im Ostergottesdienst neben mir steht und laut spricht: "Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben." 

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest, Ihr Henning Kiene

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