Der Tod und was danach passiert

Umbekannt
© William Bossen/Unsplash

Schönen guten Tag, ich bin 19 Jahre alt.

Bis vor kurzem habe ich mir nie großartig Gedanken um den Sinn des Lebens gemacht und nun ist es zum ersten Mal dazu gekommen, dass eine Person in meinem Familienkreis ums Leben gekommen ist.
Nach ihrem langen Kampf mit Krebs, ist meine Tante nun im Alter von 60 Jahren von uns gegangen und auch wenn ich kaum Kontakt zu ihr pflegte, trifft es mich sehr.
Es ist das erste Mal, dass ich etwas mit dem Tod zu tun habe und das erste Mal, dass ich der Realität ins Auge schauen muss. Mir ist nun klar geworden, dass auch ich irgendwann diese Erfahrung machen werde und das versetzt mich derzeit in Panik.
Ich habe nun seit über einer Woche andauerndes Herzrasen, sowie Panikattacken. Mein Appetit ist mir vergangen und ohne Beruhigungsmittel kriege ich keinen ruhigen Schlaf mehr. Ich habe mich in meinem bisherigen Leben auch noch nie richtig mit Religion auseinandergesetzt und habe nun mehrere Artikel gelesen und mich der Religion ein wenig geöffnet.
Ich habe mir viele Nahtoderfahrungsberichte angeschaut und es gibt dazu viele Meinungsverschiedenheiten. Viele Berichten etwas ähnliches erlebt zu haben, andere sagen es war einfach nur Schwarz, als würden sie für immer Schlafen.
Ich habe grundlegend keine Angst davor diese Welt zu verlassen oder meinen Körper zurück zu lassen. Es handelt sich hier mehr um die Angst nie wieder so zu existieren wie ich es jetzt tue und meine Erinnerungen zu verlieren. Ich möchte mein Bewusstsein und mein Empfinden nicht verlieren und egal wo es hingeht meine Mitmenschen um mich haben.
Natürlich weiß ich, dass selbst wenn es ein leeres Nichts ist, es mich dann nicht mehr interessieren wird, aber so lange ich noch lebe kann ich diese Ansicht nicht einfach so annehmen und akzeptieren. Ich möchte daran glauben, dass es dort draußen mehr gibt als das was wir wissen. Irgendwo muss unser Universum seinen Ursprung haben.
Jetzt kommen mir einige Fragen auf, die sich auf das Christentum beschränken:
Es wird gesagt, dass Jesus gestorben ist um uns von unseren Sünden zu befreien, sodass wir ewiges Leben an der Seite Gottes erhalten. Dies würde darauf schließen lassen, dass es ein Geschenk Gottes ist und dass wir nichts Weiteres dafür tun müssen, da Jesus diese Arbeit schon auf sich genommen hat. Dennoch wird gesagt, dass wenn man den Regeln Gottes nicht gehorcht in der Hölle landet. Was sich ein wenig widerspricht. Was muss man denn nun tun um das ewige Leben zu erhalten? Es wäre ja kein Geschenk mehr, wenn man dafür selber Arbeiten muss.
Werden auch Menschen, die sich nicht aktiv dem Glauben gewidmet haben in den Himmel gelangen?
Meine Oma ist ein sehr liebevoller Mensch reinen Herzens, dennoch hat sie sich nie viel mit der Religion auseinandergesetzt. Wird sie es dennoch schaffen können? Und wenn nicht, wie werde ich dann die Leute die es nicht schaffen wieder sehen?
Ich bin grundlegend nicht abgeneigt von dem Glauben nur hinterfrage ich zu viel um diesem blind zu folgen.
Wie sieht das Leben nach dem Tod aus? Behalten wir unsere Erinnerungen und unser Bewusstsein oder lebt nur unsere Seele weiter und alles erlischt?
Jeder stirbt unterschiedlich alt und hat mehr oder weniger Erfahrungen, deswegen hinterfrage ich diese Annahme, da Kinder eigentlich kaum Lebenserfahrung haben, sowie Neugeborene. Wachsen Kinder im Himmel weiter und erhalten somit das Leben, was sie auf Erden nicht führen konnten?
Werden wir das Leben nach dem Tod so wahrnehmen wie auf Erden? Wird es z.B. weiterhin Musik für einen geben, der Musik liebt? Oder z. B Fernsehen etc. Werden wir uns immer noch verständigen, uns berühren und sehen können? Werden wir unser Äußerliches wiedererlangen? Wenn ja, wie alt wird unser Körper sein? Werden wir zu unseren körperlichen besten Jahren gelangen, sind wir alle alt? Sehen wir die Menschen wie wir sie zuletzt warnahmen? Wie wird diese Welt aussehen? Sind es vertraute Umgebungen oder eine völlig andere Umgebung?
Treffen wir auf Menschen die wir nicht kennen / andere Jahrhunderte? Werden diese dann ebenso mit unserer Technik leben oder leben sie nach wie vor in ihrer Zeit? Wenn der Himmel wie unsere Erde funktioniert nur ohne Sorgen, wird der Platz nicht knapp? Landen wir alle in demselben Himmel oder jeder in seinem eigenen gefüllt von Illusionen? Werden wir erst Schlafen und später wieder erwachen oder direkt weiterleben? Wenn wir direkt weiterleben, wieso berichten so viele als sie Tod waren nur das schwarze nichts gesehen zu haben?
Wenn alle bösen Erinnerungen Vergangenheit sind und wir nur noch die positiven wahrnehmen, dann ist man doch nicht mehr man selber, da jede Erfahrung uns zu dem macht der wir sind, das würde doch heißen, dass nicht ich weiter lebe sondern mein glücklicheres Ich. Das sind alles Gedanken die mir durch den Kopf gehen und hoffe, dass sie mir vielleicht weiterhelfen können.
Generell würde mich interessieren wie man sich das Leben nach dem Tod vorstellen kann und was dafürspricht, dass es existiert.
Wo fange ich am besten an, wenn ich mich einer Religion annehmen möchte? Z.B. die Bibel lesen?
Ebenso, wie ich gegen meine Angst am besten vorgehen kann und ob sie mir bezüglich dessen Tipps geben können. Sowie von dem Schlimmsten, einer Nicht Existenz auszugehen und diese zu akzeptieren.

Liebe Grüße

Liebe "selbstkritisch",

leider weiß ich Ihren Namen nicht. Ich lese, dass Sie sich viele Gedanken machen seit Ihre Tante gestorben ist. Die Frage, was nach dem Tod kommt wird oft gestellt. Viele Menschen fragen, wie ein Leben nach dem Tod aussieht. Ob wir die geliebten und auch ungeliebten Menschen wiedersehen. Wie wir selbst aussehen und ob wir unsere Erinnerungen mitnehmen können.Die Frage nach Himmel und Hölle.Und die Frage was ich als Mensch tun muss um nach dem Tod bei Gott zu sein.

Der Tod eines lieben Menschen zeigt, dass ich als Mensch begreife, dass auch ich irgendwann sterbe. Ich verstehe als Christin meine Zeit auf Erde als eine Art "Ausprobieren". Die Bibel beschreibt das Leben des Menschen auch als eine Art Zelt, dass aufgebaut und dann abgebrochen wird. Ich verstehe diese Erde als eine Art "Zuhause auf Zeit" auf dem Weg in ein Zuhause, in dem ich ewig lebe. Gerne möchte ich auch wissen, wie es dort sein wird. Die Bibel erzählt in Bildern wie das Miteinander der Menschen, die auferstanden sind, dort ist. Sie erzählt leider nichts davon, welche Technik es dort gibt, ob wir fernsehen und Musik hören werden. Das liegt auch daran, dass die Texte der Bibel zu einer Zeit aufgeschrieben wurden, als die Menschen ganz anders gelebt haben. Fernseher und manch andere Technik gab es noch nicht.

Deshalb gibt es diese Bilder. In Offenbarung 21 wird es zum Beispiel so beschrieben: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, und Leid und Schmerz und Klagegeschrei wird nicht mehr sein." Im Buch des Propheten Jesaja 11, 6 ff. wird ein paradiesischer Frieden beschrieben: "Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter." Es kann anstrengend sein, nicht zu wissen, wie das Leben nach dem Tod aussieht. Zugleich kann es auch entlasten, weil ich das Beste erwarten kann. Wenn es auf der Welt schon viele schöne Dinge gibt, wie schön wird es erst dort sein, wenn dieses Leben mit paradiesischen Bildern beschrieben wird.

Ich glaube daran, dass ich als Mensch auch meine Erinnerungen mitnehme. Christ:innen glauben, dass sie nach der Auferstehung zu Gott kommen, der ihr Leben ansieht. Alles was gut war und was weniger gut war. Ich stelle es mir so vor, dass Gott mit mir noch einmal mein Leben ansieht. Dort wo mir Unrecht getan wurde und wo ich Unrecht getan habe. Dort wo Gutes war und Schönes. Wo er bei mir war ohne, dass ich es bemerkt habe. Die Bibel nennt das "Gotte Gericht". Hier zählt nur der Glaube und nicht meine Werke und Taten. In der Bibel stehen hierzu verschiedenen Aussagen. Es ist richtig, dass Jesus "für unsere Sünden" gestorben ist. Die Liebe Gottes, die Vergebung, all das ist ein Geschenk Gottes. Zugleich steht in der Bibel auch, dass wir Verantwortung für uns selbst, unsere Nächsten und die Welt haben. Unser Handeln hat Folgen. Andererseits sind wir Menschen und können nie allem gerecht werden. Martin Luther hat dies so beschrieben: Aus dem Glauben können und sollten "gute" Werke folgen. Allerdings kann ich mir als Mensch die Zugehörigkeit zu Gott und das Leben nach dem Tod weder erarbeiten noch erkaufen. Das ist entlastend, weil ich dadurch weiß, dass ich Fehler machen und zweifeln darf. Bis zum Schluss habe ich also auch die Möglichkeit mit zu Gott zu bekennen. In der Bibel steht, dass die Auferstandenen vor Gott kommen. Sie haben die Möglichkeit auch nach ihrem Tod zu Gott zu kommen. Ich glaube auch, dass wir unsere Mitmenschen wiedersehen und, dass es ganz anders wird, als wir es uns jemals vorstellen können.Natürlich dürfen wir uns als Menschen trotzdem vorstellen, dass "im Himmel" Musik gehört wird. Es wird ein ganz anderes Leben sein. Leben meint hier, die Art, wie wir leben. Die Bibel erzählt auch hier, dass wir einen andeen Körper bekommen: "Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib." (1.Korinther 15, 35 ff).

Weder Ihre Oma oder noch Sie selbst müssen etwas leisten. Glauben ist ein Geschenk. Wir können ihn uns nicht erarbeiten. Allerdings gibt es die Möglichkeit sich damit zu beschäftigigen. Wenn Sie den christlichen Glauben näher kennenlernen wollen, so können Sie gerne in der Bibel lesen. Manchmal ist diese schwer zu verstehen. Ich empfehle Ihnen daher eine Kinderbibel. Zum Beispiel die "Neukirchener Kinder-Bibel". Dadurch lernen Sie die Bibel und die Überlieferungen kennen. Sie können auch in eine evangelische Kirchengemeinde gehen und mit der dortigen Pfarrperson oder anderen Gemeindegliedern sprechen. In manchen Gemeinde gibt es Glauebenskurse. Dort lernen sie den christlichen Glauben kennen. Sie müssen sich nicht gleich taufen lassen, sondern können sich Zeit lassen um zu entscheiden, ob dieser Weg für Sie richtig ist. Wenn Sie mit anderen gemeinsam in der Bibel lesen möchten, so gibt es in vielen Kirchengemeinden Bibelkreise. Dort können Sie ebenso Ihre Fragen stellen, wie bei eine Glaubenskurs. Wenn Sie gerne singen können Sie in einen Kirchenchor gehen und dort erstmal einfach mitsingen und Kontakte knüpfen.

Sie haben mich gefragt, wie Sie mit Ihren Panikattacken umgehen können. Der Tod eines nahen Angehörigen kann einen aus der Bahn werfen. Besonders, wenn es durch eine Krankheit oder Unfall geschieht. Es ist wichtig, dass Sie in diesr Situation Menschen haben, denen Sie vertrauen und die für Sie da sind. Es gibt die Möglichkeit in eine Trauergruppe zu gehen. Wenn Sie lieber mit einem Menschen allein sprechen wollen, können Sie auch zu einer Pfarrer:in gehen. Manchmal braucht es auch Psychotherapie. Ihr:e Ärzt:in kann Sie hier bei der Suche nach einer Therapeutin oder einem Therapeuten unterstützen. Beruhigungsmittel sind keine Dauermedizin. Bitte suchen Sie sich Unterstützung.

Bleiben Sie behütet und fragen Sie weiter.

Es grüßt Sie herzlich,

Michaela Jecht

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