Himmel oder Hölle - wohin kommen meine Freunde und Verwandte?

Christian Döring
Illustration von Mann der auf Leiter in eine Wolke am Himmel klettert.
©Getty Images/iStockphoto/fcscafeine
Hallo, ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem christlichen Glauben und bin auf eine wichtige Frage gestossen. Wenn ich die Bibel richtig verstanden habe, kommen Christen nach dem Tod in den Himmel und alle anderen in die Hölle. Wie kann jemand die Ewigkeit bei Gott geniessen, wenn er gleichzeitig weiss, dass Freunde oder Verwandte die Ewigkeit in der Hölle verbringen müssen? Gruss, Christian

Lieber Christian, 

für Ihre Frage danke ich Ihnen von Herzen. Der Gedanke kann wirklich bedrängend sein, wenn man seine nicht christlichen Freundschaften und Familienangehörigen nicht in Gottes Ewigkeit geborgen weiß. Kein Mensch gönnt einem anderen Menschen die Hölle.

Sie gehen davon aus, dass Menschen, die sich zu Jesus Christus bekennen, für den Himmel erwählt sind und alle, die nicht glauben, gehen auf direktem Weg in die Hölle. So eindeutig ist es allerdings nicht. Auch nicht für die Christinnen und Christen.  Martin Luther bezeichnet die Kirche als einen „corpus permixtum“, sie ist ein "durchmischter Körper". Das bedeutet, dass sich unter den Glaubenden immer auch Heuchlerinnen und Heuchler befinden. Christlicher Glaube lebt eben in dieser Welt, deren wahres Wesen zwar nicht unsichtbar ist, aber - um ein letztes Urteil zu fällen - doch verborgen bleibt. Luther spricht von einer sichtbaren Kirche (die sehen wir) und der unsichtbaren Kirche (die sehen wir nicht, hoffen aber darauf persönlich selbst dazu zu gehören). 

Meine erste Antwort an Sie: Bitte seien Sie vorsichtig mit allzu einfachen Urteilen. Und: Schreiben Sie Ihre Freundinnen, Freunde und Familie bitte nicht vorschnell ab. 

Richtig ist: Auch die Bibel ist sparsam mit Aussagen über das ewige Gericht. Es gilt, was der Apostel Paulus sagt: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin." (1. Korinther 13,12) Unser beschränktes Wissen bewahrt uns davor, über uns selbst und andere Menschen und deren ewiges Heil zu richten. 

Richtig ist auch: Bitte laden Sie die Ihnen nahe stehenden Menschen ein, Ihrem Vorbild zu folgen, damit die sich für den christlichen Glauben öffnen können. Jesus fordert genau dazu auf, werbend für den Glauben eintreten. Er sagt: "Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. " (Matthäus 28,19+20) 

Meine zweite Antwort: Sie haben es in der Hand und können in Ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis für den Glauben eintreten und durch persönliches Vorbild andere Menschen für den Glauben an Jesus Christus begeistern. 

Vielleicht haben die Menschen, mit denen Sie Ihren Alltag teilen, schon bemerkt, dass Ihre Beschäftigung mit dem Glauben Sie verändert hat. Vielleicht profitieren andere Menschen schon jetzt von Ihrer Hoffnung auf  den Himmel und ein ewiges Leben? Probieren Sie aus, wie andere Menschen auf Ihr persönliches Glaubenszeugnis reagieren und nehmen Sie diese Menschen mit auf Ihrem Weg als Christ. 

Denn es gilt: Gott will nicht, dass Menschen verloren gehen. Dafür setzt er sich selbst ein: Seinen Sohn Jesus Christus.  Jesus verkündet das Himmelreich, leidenschaftlich wirbt er um jeden Menschen, vor allem um die Sünderinnen und Sünder. Dann er leidet er. Jesus, der einzig wirklich gute Mensch, wird hingerichtet. Gott erlöst Jesus Christus. Genau diese Erlösung gilt uns. Die Bibel sagt: "Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe." (1. Johannesbrief 4,7+8) 

Dritte Antwort: Der Gedanke, der Sie bewegt, ist der Bibel unbekannt. Es wäre zynisch, wenn Sie die Ewigkeit gemütlich genießen, während Ihre Angehörigen und Ihr Freundeskreis in der Hölle grausam schmoren. Solcher Genuss wäre nicht der Himmel, es wäre vielleicht eine Unterabteilung der Hölle und widerspräche dem, was wir glauben. Denn: "Gott ist Liebe."

Ich hoffe, dass ich Ihre Sorge um Ihre Freundinnen und Freunde und Familienangehörige etwas verringern konnte und wünsche Ihnen viel Freude und Gottes Segen auf Ihrem Weg mit dem christlichen Glauben, Ihr Henning Kiene 

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