Beziehung zu Gott

Rolf
Geeimsamkeit mit anderen Menschen
©Getty Images/iStockphoto/Prostock-Studio

Lieber Herr Muchlinsky,
Eine „echte Beziehung“ zu Gott haben, eine „innige Beziehung“ zu Gott haben, eine „persönliche Beziehung“ zu Jesus haben, eine „lebendige Beziehung“ zu Jesus Christus haben, in „enger Verbundenheit“ mit Christus leben.
So und ähnlich lese ich das immer mal wieder. Aber, was ist darunter zu verstehen? Wie äußert sich eine solche Beziehung? Wie wirkt sie sich aus? Und, wie gelingt es mir, eine solche Beziehung zu erreichen?
Eine befriedigende Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Vielleicht bei Ihnen? Das wäre toll!
Liebe Grüße
Rolf

Lieber Rolf,

Ich bin bespannt, ob Ihnen meine Antwort Befriedigung verschaffen kann. Los geht’s:

Es gibt tatsächlich viele Menschen, die sprechen von ihrer Beziehung zu Gott, gern auch von ihrer besonders innigen oder lebendigen Beziehung zu Jesus Christus. Meistens machen Menschen, die davon reden, diese Beziehung zum Maßstab für die Qualität des Glaubens schlechthin. Je enger die Beziehung zu Gott, desto besser der Glaube. Wer über keine „echte Beziehung“ zu Gott verfügt, so lautet ihre Konsequenz, hat auch keinen Glauben.

Wie wirkt sich eine solche Beziehung aus? Wie äußert sie sich? Nun, vor allem darin, dass man anfängt, ständig die Güte seiner Beziehung zu Jesus und damit seinen Glauben zu messen und zu vergleichen. Häufig tut das wenig gut, weder der glaubenden Person noch denen, die mit ihr Kontakt haben. Die angestrebte Innigkeit wird häufig zu einer Äußerlichkeit, weil man sie vor sich her trägt.

Mein Rat an Sie lautet darum eher: Streben Sie nicht nach einer möglichst innigen Beziehung zu Gott, sondern schlicht nach einer gelungenen Beziehung zu Gott. Sie können sich ja einmal fragen, was eine gelungene Beziehung für Sie ausmacht: Offenheit? Verlässlichkeit? Respekt? Was immer es ist: Gehen Sie entsprechend mit Gott um und erwarten Sie Gleiches von Gott. Wie in jeder Beziehung, die länger währen soll, wird es Enttäuschungen und Glücksmomente geben. Gehen Sie gut mit beidem um! Machen Sie nicht ständig die andere Seite dafür verantwortlich, wenn es mal hakt, sondern seien Sie bereit, sich selbst zu verändern! Nehmen Sie die Beziehung nicht als selbstverständlich und unveränderlich hin, sondern leben Sie mit den Veränderungen, die das Leben auch hier mit sich bringt. Und – ganz wichtig – investieren Sie Zeit in Ihre Beziehung zu Gott. Zu zweit aber auch mit anderen.

Denn hier kommt ein weiterer wichtige Punkt ins Spiel: Gott interessiert sich nicht für Sie allein. Gottes Liebe müssen Sie mit anderen teilen. Das vergessen diejenigen, die sich ihrer besonders innigen Beziehung zu Gott oder Jesus Christus rühmen, allzu leicht: Gott hat das Große und ganze im Blick. Für die ganze Welt hat er seinen Sohn gesandt, der unter uns gelebt hat, gestorben und auferstanden ist. Das geschah für jeden einzelnen Menschen nur insofern, als dass er Teil von allen ist. Gott hat eine Beziehung zu seiner Schöpfung und zur Menschheit. Jedes Individuum ist ihm wichtig, aber eben nicht exklusiv. Darum ist Beziehungspflege zu Gott immer auch eine Gemeinschaftssache.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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