Warum "Heilige Drei Könige" anstatt "Erscheinungsfest"?

Hugo Stiefel
Kinder als Sternsinger an einer Haustür
epd-bild/Michael McKee

Warum wird in der evangelischen Literatur, auch in ihrem Bericht, immer wieder von den Hl. drei Königen gesprochen? In der Bibel steht weder, dass es Könige waren, noch dass es drei waren, noch kennen wir Evangelische Heilige als herausgehobene Einzelpersonen. Es steht zwar die Bezeichnung für den 6. Januar so in jedem Kalender, aber wir könnten doch auch unsere überkommene und ebenfalls verständliche Bezeichnung: "Erscheinungsfest" wieder publik machen.

Lieber Herr Stiefel,

da haben Sie Recht: Die Weisen, die dem Stern folgten, der sie schließlich zur Wohnung führte, in der das Baby Jesus war, sind in der Bibel namenlos, zahlenlos und vermutlich nicht adelig. Sie haben auch Recht, dass das Fest, das in der evangelischen Kirche am 6. Januar gefeiert wird, Epiphanias oder Erscheinungsfest heißt. Außerdem stimmt es, dass die evangelische Kirche niemanden heiligspricht.

Nun möchte ich allerdings ein wenig für die Tradition werben, die mit den Heiligen Drei Königen einhergeht. Zunächst: Die Weisen gelten, obwohl man sich ihre Anzahl und ihre Namen erst später ausdachte, auch evangelischerseits als heilig, weil sie Personen der Bibel sind. Wir nennen unsere Gemeinden schließlich auch Sankt Lukas und so weiter. Außerdem tun die Weisen ja genau das, was wir zu Epiphanias feiern: Sie beten den kleinen Jesus an, weil er die Erscheinung Gottes ist.

Und dann ist da die Sache mit dem Sternsingen. Kinder laufen durch die Straßen, singen und segnen. Sie bitten nicht um Süßigkeiten, sondern sie bitten um Geld für diejenigen, die das brauchen. Das tun sie in der Tradition, die an diesen „Königen“ hängt, deren Knochen angeblich im Kölner Dom liegen. Das kann man für unevangelisch und unaufgeklärt halten, aber es ist eine im wahrsten Sinn segensreiche Tradition. Die Kinder bringen Christentum auf die Straßen und direkt nach Hause. Darum ist es mir tatsächlich lieber, dass in den Kalendern, die man so im Buchhandel bekommt, am 6. Januar „Dreikönigstag“ steht, denn damit können die Leute noch ungefähr etwas anfangen.

In der Tagesschau wird dann darüber berichtet und anschließend gibt es einen Bericht über die Tatsache, dass die orthodoxen Kirchen gerade auch Weihnachten feiern. Das Erscheinungsfest kann es meiner Meinung nach verkraften, all das gleichzeitig zu sein.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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