IIn unserer Kirchengemeinde wurden in letzter Zeit zwei Gottesdienste im Freien durchgeführt. Einmal vor dem Gemeindehaus und einmal am Waldrand. Als Altar (vor dem Gemeindehaus) wurden zwei Biertische verwendet und ein weißer Stoff aus der Restestube darauf abgelegt, dann ein Holzkreuz und Blumen draufgestellt. Als Altar wurden (beim Gottesdienst am Waldrand) zwei Strohballen aufgestellt und ein weißes Bettlaken (vom Bauer) darauf abgelegt und mit einer Schnur am Strohballen befestigt, zwecks dem Wind, dann ebenfalls Kreuz und Blumen abgelegt. Im christlichen Bereich wird der Altar in Anlehnung an "den Tisch des letzten Abendmahles", das Jesus Christus am Abend seiner Gefangennahme, gleichzeitig dem Tag vor seinem Leiden und Sterben, einnahm, auch als mensa domini (Tisch des Herrn) bezeichnet. Meine Frage geht nun dahin, ob es gleichgültig ist, ob der "Tisch des Herrn" eine Biertischgarnitur oder ein Strohballen ist?
Lieber Gast,
wie Sie richtig schreiben, ist der Altar nach lutherischem Verständnis keine Opferstätte mehr, sondern er ist der Tisch des Herrenmahls. Konsequenterweise kann man so weit gehen, und beliebiges Material nutzen, um einen Altar zu bauen. Letztlich ist es eine Geschmacksfrage.
Gast wrote: Eine weitere Frage zielt darauf ab, ob es gleichgültig ist, ob ein Stoff-Rest auf dem Biertisch liegt und ein Bettlaken auf dem Strohballen?
Ja, auch hier spielt der Stoff letztlich keine Rolle. Jesus und seine Jünger werden wohl auch das Tischtuch genommen haben, das ihnen zur Verfügung stand. Wir hören ja nur von einem „großen Saal, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist.“ (Mk 14,15) Daraus könnte man auch schließen, dass es einen Tisch gar nicht gab, wenn man sich doch auf „Polster“ setzte.
Gast wrote: Altar leitet sich aus dem lateinischen „altare“ ab und beschreibt seine ursprüngliche Funktion: Es ist der Ort, an dem (Brand-)Opfer dargebracht wurden. In der christlichen Kirche ist dies nicht mehr nötig, da durch den Tod Jesu andere Opfer überflüssig sind. Ein Altar aus Holz (Biergarnitur) und Stroh (Strohballen)könnte man jederzeit entzünden und die genannten Materialien würden lichterloh brennen. Das genannte Material in Verbindung mit der Natur im Freien, lässt auf einen "Brandopfer-Altar" schließen mit Hinweis auf die Gepflogenheiten aus dem Alte Testament.
Hier kann ich Ihrer Logik nicht folgen: Wenn Sie sagen, dass ein christlicher Altar nicht für Brandopfer genutzt wird, warum sollte man auf den Strohballen- oder Biertzisch-Altären Brandopfer entzünden? Und der Bezug auf den alttestamentlichen Brandopferaltar stimmt ja auch nicht, denn der war ja eben aus Stein, damit er NICHT mit verbrannte.
Gast wrote: Nach dem Gottesdienst wird dann gegrillt, allerdings auf Holzkohle, neben dem Altar. Frage 1 Könnte auf Grund der oben genannten Fakten auf den Altar verzichtet werden? Denn durch den Tod Jesu, sind andere Opfer überflüssig!
Ja! Auch Luther hält Gottesdienst ohne Altäre für durchaus möglich. Allerdings nutzte er ihn für das Abendmahl oder zum Beispiel für Trauungen.
Gast wrote: Frage 2 Ist es egal, welche Tücher sich auf einem richtigen Altar (aus Stein)in der Kirche sich befinden und ist es egal welche Art von Tüchern sich auf dem Biertisch-und Strohballen Altar sich befinden? Stoff brennt ja auch lichterloh wenn dieser nicht gegen Feuer imprägniert ist!
Ja, das ist in der Tat eine Geschmackssache und keine Frage von „richtig oder falsch“.
Gast wrote: Frage 3 Deuten die Naturmaterialien (Holz/Stroh/Stoff) auf die ehemaligen Brandopfer hin und ist das so gewollt? Viele Fragezeichen ????????????????
Es ist wie gesagt höchst unwahrscheinlich, dass mit den Materialien auf steinerne Brandopferaltäre angespielt werden sollte.
Ich rate Ihnen, dass Sie Ihre Pastorin bzw. Ihren Pastor zu deren Absicht befragen – und vielleicht auch zum Ausdruck bringen, dass Ihnen selbst die Gestaltung der „Naturaltäre“ nicht gefällt. (So lese ich Ihre Fragen.)
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky