Guten Abend,
In Matthäus 10,33 wird folgendes geschrieben: "Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel." Es ist also eine Sünde, wenn wir uns auf Nachfrage nicht trauen zu sagen, dass wir an Jesus Christus glauben(da wir ihn ja dann verleugen). Wird diese Sünde nicht vergeben? Ich Stelle mir diese Frage, da die Aussage, dass wir dann vor dem Vater im Himmel verleugnet werden den Eindruck macht, dass diese Sünde nicht vergeben kann.
Mit freundlichen Grüßen, Jannik
Lieber Jannik,
es gibt Situationen, in denen es nicht leicht fällt, zu sagen, dass man an Gott und Jesus Christus glaubt. Dazu muss man nicht erst in einem Land leben, in dem der christliche Glaube verboten ist. Wenn man den Eindruck hat, dass der Gesprächspartner darauf eher abwertend reagieren wird oder sich vielleicht darüber lustig macht. Trotzdem fühlt es sich nicht richtig an, nicht zu seinem Glauben zu stehen.
Der Vers im Matthäusevangelium hat solche Situationen mit vielleicht sogar ernsteren Konsequenzen vor Augen. Im ganzen Abschnitt sollen Menschen in Gemeinden ermutigt werden, die sich kritischen Nachfragen ihrer römischen Zeitgenossen stellen mussten und teilweise auch Nachteile wegen ihres Christ-Seins befürchten mussten. Wenn man den Abschnitt ab Mt 10,26 als Ganzes anschaut, dann ist hier vor allem vom Vertrauen zu lesen, dass Gott größer ist als die Konsequenzen, die einem drohten, wenn man sich als Christ bekannte. Die Realität in den Jahrhunderten nach der Entstehung der christlichen Gemeinschaft war aber auch, dass es Menschen gab, die sich nicht trauten, sich zu ihrem Glauben zu bekennen. Mit diesen Menschen geht der Vers 33 scharf ins Gericht. In ihm kommt zum Ausdruck, dass man es nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, sein Christ-Sein zu verleugnen.
Wenn man auf die Botschaft der Bibel als Ganze schaut, dann scheint es aber nicht ganz einfach, diese Radikalität durchzuhalten. Für mich spricht eine Geschichte (neben anderen Aussagen über Gottes Barmherzigkeit) ganz klar dafür, dass Gottes Barmherzigkeit größer ist als unser manchmal so kleiner Mut: Petrus, der Jesus gleich drei Mal vor seiner Kreuzigung verleugnet, begegnet Jesus nach seiner Auferstehung erneut (Joh. 21). Jesus verurteilt Petrus aber nicht, obwohl dieser ihn verraten hat, sondern fragt ihn: "Liebst du mich?" und gibt ihm dann den Auftrag, "seine Schafe zu weiden." Petrus musste hier nicht einmal um Vergebung bitten.
Ich meine also, dass Sie keine Angst haben müssen, dass Gott sich nicht zu Ihnen bekennt. Trotzdem würde ich den von Ihnen genannten Vers nicht einfach ignorieren, sondern eben ernst nehmen, dass wir zu unserem Glauben stehen sollen. Voller Vertrauen, dass Gott auch in den Situationen bei uns ist, in denen das nicht so leicht fällt.
Ich wünsche Ihnen viel Mut und Vertrauen auf Gottes große Liebe!
Herzlich,
Felix Weise