Gezwunges Teilen als Christ?

Simon
Kind hält Euromünzen in der Hand
© Professor25/iStockphoto/Getty Images

Lieber Herr Muchlinsky,

ich bin ein Schüler und hatte letztens eine Situation, wo mich eine Person nach Geld für eine Süßigkeit oder Ähnliches gefragt hat, obwohl die Person vermutlich eigenes Geld hatte, aber lieber mein Geld wollte. Ich hätte mein Geld vermutlich nie wiedergesehen, was ich auch angemerkt habe. Daraufhin meinte die Person: „Du bist doch Christ, du musst teilen“. Was halten Sie davon? Hätte ich mein Geld „teilen“ sollen? Müssen wir als Christen teilen, auch wenn wir dadurch eigentlich nur ausgenutzt werden?

Liebe Grüße
Simon

Lieber Simon,

was für eine unangenehme Situation! Bullying mit Gewissensdruck – wirklich fies!

Zunächst einmal: Ja, wir Christenmenschen sollen teilen. Da gibt es kein Drumherum. Wer an Jesus Christus glaubt, glaubt daran, dass Gott unendlich großzügig uns Menschen gegenüber ist. Und das bedeutet, dass wir ebenfalls großzügig sein sollen und Menschen, die das brauchen, etwas abgeben sollen von dem, was wir haben. Die Worte von Jesus, die uns dazu überliefert sind, sind eindeutig: Wer Menschen hilft, die hungrig oder durstig oder fremd sind, die Kleidung brauchen oder Pflege oder Besuche, wer sich um solche Menschen kümmert, kümmert sich um Jesus selbst. So steht es in der Bibel (Matthäus 25,34-40). Und dabei ist es auch nicht wichtig, ob das nette Menschen sind oder ob sie vielleicht selbst schuld daran sind, dass es ihnen schlecht geht. Christenmenschen helfen. Christenmenschen teilen ihr Geld, ihre Zeit und ihre Kraft. Das gehört schlicht dazu.

Nun kommt das Aber: Jeder Christenmensch kann selbstverständlich auch entscheiden, wie er teilt und wie er hilft. Die Person, von der Du schreibst, hat also in keiner Weise das Recht dazu, dir etwas „abzuknöpfen“, weil Du ja zum Teilen verpflichtet bist. Selbst wenn sie tatsächlich arm ist, bleibt es deine Entscheidung, ob Du etwas abgibst oder nicht. Nehmen wir mal an, dein Gewissen würde dir sagen: „Die Person hat es tatsächlich nötig, dass ich ihr helfe“, dann kannst Du immer noch überlegen, auf welche Weise Du das tust.

In dem Moment, als sie dich so unter Druck setzte, war es sicherlich das Richtige, dein Geld für dich zu behalten. Solltest Du sie irgendwann überraschen wollen, dann gib ihr unerwartet einen aus. Aber vielleicht solltest Du dann etwas dazu sagen wie: „Ich tu das, weil ich es möchte, nicht weil ich es muss, okay?“

Liebe Grüße!

Frank Muchlinsky

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