Selbstgemachter Trauspruch zur Hochzeit?

Madlen

Guten Abend Herr Pastor,

unsere Frage bezieht sich auf unseren Trauspruch an der Hochzeit, ich möchte unseren Pfarrer hier nicht vor den Kopf stoßen.
Wir haben nun lange gesucht und die einzigen, die auf uns einigermaßen zutreffen würden, wären aus dem Hohen Lied der Liebe aus dem Neuen Testament. Da aber viele von unseren Freunden im letzten Jahr geheiratet haben und alle einen Spruch draus hatten, wollen wir uns davon etwas zurückziehen, denn wir nehmen das Eheversprechen vor der evangelischen Kirche sehr ernst und möchte etwas das vor Gott zu uns passt.

Wir hatten uns folgendes überlegt als Trauspruch:

Unser Ja ist kein naja,
kein mal schauen, kein vielleicht.
Unser Ja ist kein jaja, kein möglicherweise,
kein unter Umständen, kein probeweise.
Unser JA ist ein JA zu uns, ein JA zu Gott,
ein JA für immer.

Kann solch ein Spruch anerkannt werden, oder müssen wir uns weiterhin auf die Suche nach einem passenden kirchlichen Trauspruch machen?

Wir wären sehr dankbar für eine Antwort.

Herzliche Grüße

Liebe Madlen,

 

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie einen Trauspruch haben möchten, der wirklich zu Ihnen passt. Und auch, dass Sie nicht einen Vers nehmen möchten, den schon Ihre Fraunde haben, kann ich gut nachvollziehen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie schon unsere Trauspruchseite benutzt haben, und trotzdem nicht recht fündig geworden sind.

 

Ihre selbst verfassten Zeilen gefallen mir gut! Sie machen deutlich, dass es Ihnen sehr ernst ist mit Ihrem Versprechen zueinander. Als Trauspruch sind die Zeilen nicht geeignet, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Sie sie anders nutzen. Ich will Ihnen eben erläutern:

 

Der Trauspruch im evangelischen Traugottesdienst soll in jedem Fall ein Bibelvers sein. Die Idee dabei ist, dass ein klitzekleiner Ausschnitt vom Wort Gottes dem Ehepaar geschenkt wird – eben nicht die Worte von irgendwelchen Dichtern, sondern ein Vers aus der Heiligen Schrift der Christen.

 

Im Verlauf des Traugottesdienstes spielt dieser Trauspruch vor allem in der Ansprache der Pfarrerin bzw. des Pfarrers eine Rolle. Er oder sie legt den Vers individuell für das Ehepaar aus, damit er noch mehr zu "Ihrem" werden kann.

 

Die Bibel spielt auch noch an einer anderen Stelle des Traugottesdienstes eine wichtige Rolle, nämlich bei dem großen Moment, bei dem Trauversprechen selbst. Das Verständnis ist nämlich, dass dem Ehepaar Worte aus der Bibel zur Beziehung von mann und Frau vorgelesen werden und dann das Paar ein Bekenntnis spricht. Das ist wie im "normalen Sonntagsgottesdienst", wenn die gemeinde nach der Evangeliumslesung gemeinsam das Glaubensbekenntnis spricht. Also, Lesung aus der Bibel und dann das Traubekenntnis des Pares zueinander. Und hier könnten Ihre schönen Worte sehr gut zum Einsatz kommen, denn man kann diesen Teil als gegenseitiges Versprechen formulieren.

 

Sicherlich kennen sie die klassische Version mit den Traufragen an das Paar: "XY, willst Du diese XX … ?" Man kann es aber auch anders machen, indem man sich gegenseitig etwas verspricht. Das könnte in Ihrem fall dann so klingen:

 

Bräutigam:

Madlen,

Mein Ja zur dir ist kein naja,
kein mal schauen, kein vielleicht.
Mein Ja ist kein jaja, kein möglicherweise,
kein unter Umständen, kein probeweise.
Mein JA ist ein JA zu uns, ein JA zu Gott,
ein JA für immer.

(Vielleicht noch dazu:

Ich sage Ja zu dir und Amen!)

 

Sie würden dann – nach meinem Vorschlag – dasselbe zu Ihrem Bräutigam sagen.

Auf diese Weise hätten Sie Ihre Worte an der wohl bedeutendsten Stele im Traugottesdienst laut gesagt.

Schlagen Sie das Ihrem Pfarrer doch mal vor im Traugespräch. Ich könnte mir vorstellen, dass er nicht prinzipiell etwas dagegen einzuwenden hätte.

Und was ihren Trauspruch angeht, so schauen Sie einfach noch einmal bei unseren Seiten vorbei und suchen Sie vielleicht nach etwas, von dem Sie sagen: Ja, das entspricht unseren Vorstellungen schon "recht gut".

 

Viel Freude bei Ihrer Vorbereitung auf die Trauung und natürlich bei der Hochzeit selbst!

Ihr Frank Muchlinsky

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