Der „Anführer“ der katholischen Kirche sagte jüngst: „Alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu gelangen“ und „Sie sind wie verschiedene Sprachen, um dorthin zu gelangen. Aber Gott ist Gott für alle.“
Der SOHN GOTTES, JESUS CHRISTUS, unser einzigartiger und wundervoller Herr, Retter und Erlöser, sagte hingegen: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14,6)
Was sagen Sie dazu? Wie stellt sich die evangelische Kirche dazu? Und welche Konsequenzen im Verhältnis zur Organisation der katholischen Kirche werden Sie ziehen?
Lieber "Hinweisender",
offensichtlich hat Sie die Aussage des Papstes zu den anderen Religionen verärgert. Nun bin ich kein katholischer Theologe, aber soweit ich es verstehe, drückt der Papst mit dem von Ihnen zitierten Satz ein durchaus übliches katholisches Verständnis aus. Gott hat sich der Menschheit auf vielerlei Weise offenbart.
Aber Ihre Frage zielt ja darauf, was ich dazu meine und wie sich die evangelische Kirche dazu stellt. Lassen Sie mich zunächst deutlich machen, dass ich nicht für "die evangelische Kirche" spreche. Ich kann Ihnen lediglich meine Einschätzung als evangelischer Pastor und Theologe geben. Dies aber nach bestem Wissen und Gewissen, das verspreche ich Ihnen.
Sie verstehen den Satz Jesu aus dem Johannesevangelium so, dass alle Menschen an Jesus Christus glauben müssen, um zu Gott zu gelangen. Logischerweise ist das ein Widerspruch zu dem, was der Papst gesagt hat, denn er betont ja, dass "alle Religionen Wege zu Gott sind".
Ich lese das Jesuswort allerdings nicht so, wie Sie das tun. Jesus sagt "Niemand kommt zum Vater, außer durch mich." Damit meint er den Gott Israels, wie er in der hebräischen Bibel bezeugt wird. Es geht um einen bestimmten Gott. Dabei spielt es keine Rolle, ob man der Ansicht ist, es gibt ohnehin nur den einen Gott. Als Jesus diesen Satz sagte, wurden überall ganz verschiedene Götter verehrt. Darum verstehe ich den Satz so: Nur durch Jesus Christus haben wir, die wir nicht zu Gottes Volk gehören, die Möglichkeit, zum Vater Jesu Christi zu kommen. Wenn wir also diesen Weg gehen wollen, wenn wir uns zum Vater bekennen wollen, können wir das nur, weil Jesus Christus uns diesen Weg eröffnet hat.
Ähnlich schreibt es Paulus im 11. Kapitel des Briefes an die Gemeinde in Rom: Der Gott Israels ist wie ein Ölbaum, auf den wir "Heiden" durch Jesus Christus wie ein Zweig "eingepfropft" wurden. Wir dürfen dazugehören. Darum steht dieses Jesuswort nach meiner Überzeugung nicht im Widerspruch zur Aussage, dass es viele Wege zu Gott gibt.
Sie fragen außerdem nach Konsequenzen. Die Frage möchte ich gern zurückgeben. Meine Konsequenz ist, dass ich in friedlichem Miteinander mit den anderen Religionen leben kann, so lange sie meinen Weg nicht in Frage stellen. Welche Konsequenz hat Ihr Ansatz? Wie wollen Sie mit anderen Religionen leben, denen Sie nicht zugestehen, auf einem Weg zu Gott zu sein?
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky