Wozu der Gruß "Der Herr sei mit Euch"?

Joachim Schwaiger
 Gottesdienst in der Berliner St. Marienkirche
©epd-bild/Rolf Zoellner
Mit einem Gottesdienst in der Berliner St. Marienkirche wurden am Montag (07.12.15) die neuen Berliner Schuelerbischoefe eingefuehrt. Foto: Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein erteilt den Segen. Bereits Mitte November waren Leo (10), Henning (13), Florian (14) und Stefan (18) aus der Evangelischen Schule Frohnau fuer ein Jahr in ihr neues Amt gewaehlt worden. Bis Ende Januar 2016 tragen die Schuelerbischoefe ihr Anliegen "Mit-teilen ? Geben und Nehmen. Vom Umgang mit Fluechtlingen" in die Oeffentlichkeit. Das Projekt Schuelerbischoefe gibt es in Berlin bereits das sechste Mal. Die Tradition der Kinder- oder Schuelerbischoefe stammt aus dem Mittelalter. An Kloster- und Stiftsschulen wurde zu bestimmten Zeiten ein Schueler zum Bischof beziehungsweise zum Abt gewaehlt. Fuer einen Tag durfte er einen Teil der bischoeflichen Amtspflichten uebernehmen. Die ersten Berliner Schuelerbischö†fe wurden im Jahr 2010 gewaehlt. Neben Berlin und Hamburg gibt es auch in Goettingen und in Ottstedt (Thueringen) Kinderbischoefe. (Siehe epd-Meldung vom 07.12.15)

Sehr geehrter Herr Muchlinsky,

nachdem ich zufällig Ihre Homepage gefunden habe, möchte ich Ihnen eine Frage stellen, auf die ich im Internet keine Antwort(en) dazu fand. Die Liturgie im ev. Gottesdienst der EKHN beinhaltet u.a. den Gruß bzw. (Wechselgruß) Pfarrer/in „Der Herr sei mit euch.“ Gemeinde singt: ... und mit deinem Geist

Mir erschließt sich leider nicht, welcher „Geist“ gemeint ist. Sicher können Sie mir hier weiterhelfen.

Vielen Dank schon im Voraus.

Lieber Herr Schwaiger,

Vielen Dank für Ihre Frage! Da auch ich mich noch ein wenig im Internet umschauen wollte, bevor ich Ihnen antworte, bin ich auf eine ausgesprochen gute und ausführliche Erklärung gestoßen, die von Dr. Matthias Viertel für die Internetseiten der Heiligengeist-Kirchengemeinde in Kiel geschrieben wurde. In diesem Beitrag schreibt Viertel unter anderem: "Die Formulierung des Pastors bzw. der Pastorin "Der Herr sei mit euch", auf die die Gemeinde dann antwortet "und mit deinem Geist", ist deshalb mehr und etwas ganz anderes als eine bloße Begrüßung wie wir sie üblicherweise mit einem gemurmelten "Moin" oder etwas ausführlicher mit "Guten Morgen" ausdrücken. In dem Austausch, der als Salutatio (Heilsankündigung) bezeichnet wird, gibt der Pastor zu verstehen, dass seine Ausführungen in dem folgenden Gottesdienst einem speziellen Auftrag unterliegen. Und die Gemeinde bestätigt dieses, indem sie dem Pastor eben den Geist Gottes auch zuspricht." (Ev.- Luth. Kirchengemeinde Heiligengeist in Kiel).

Das erklärt meines Erachtens sehr gut, was das Wesen dieser besonderen Form der Begrüßung ist. Es ist ein Pakt, ein Übereinkommen, den beide Seiten, Gemeinde und Pastor/in, schließen. Sie geben einander zu verstehen, dass sie um Gottes Willen zusammenkommen und dass es Gott ist, der für das Gelingen des Gottesdienstes sorgt. Matthias Viertel nennt es einen "Vertrauensvorschuss". Das gefällt mir gut.

Lesen Sie gern den gesamten Artikel hier.

Ich grüße Sie herzlich

Frank Muchlinsky

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