Ist Bibellesen Pflicht?

Stefan
Weihnachtsgeschichte in der Bibel neben Adventskranz
epd-bild/Norbert Neetz

Ich habe noch nie gerne gelesen. Von der Bibel habe ich also nur immer wieder Teile, im Unterricht oder in der Kirche gelesen oder bestimmte Themen per google gesucht und nachgelesen. Bin ich deshalb kein Christ oder ein schlechter Christ und komme nicht in den Himmel?

Lieber Stefan,

dass die Bibel voller spannender Geschichten ist, steht außer Zweifel. Dass diese Geschichten persönlichen Glauben wecken, steht auch fest. So kommen Sie vermutlich auch zu Ihrer wichtigen Frage, weil der Glaube Sie in den Bann gezogen hat.  

Ich vermute auch, dass es Ihnen ergangen ist wie mir: Bevor ich selbst lesen konnte, haben meine Eltern mir aus der Kinderbibel vorgelesen, ich habe fasziniert zugehört, war gebannt von all dem Drama und unserem Gott, der das zurechtbiegt, was Menschen verdrehen. Glaube beginnt beim Hören auf sein Wort. So sagt es schon der Apostel Paulus: "Der Glaube kommt aus dem Hören." (siehe Römer 10,17)  Jesus hat in Gleichnissen vom Himmelreich gesprochen und die Leute haben ihm mit großer Leidenschaft zugehört. Auch die Briefe, die der Apostels geschrieben hat, wurden in der Gemeinde nur vorgelesen.  In der Gemeinschaft wurde zugehört und auch besprochen, was man da hörte. Die christliche Gemeinde ist eine Gemeinschaft der Menschen, die zuhören können. 

Wenn der Glaube aber aus dem Hören kommt, dann wird unser Glaube - besonders jetzt zu Weihnachten - zu einem Ereignis für die Sinne. Damit der Glaube in uns wächst, hören wir in unseren weihnachtlichen Gottesdiensten von Jesu Geburt.  Beim Hören erleben wir mit, was gelesen wird und beginnen uns Weihnachten genau so zu wundern, wie einst die Hirten. Sie begannen, wie wir heute, von Jesu Geburt und von den Engeln zu reden und "alle, vor die dieses Wort kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten." (siehe: Lukas 2,18) Glaube beginnt mit eben dem Hören. 

Vorleistungen werden angesichts der Geburt Jesu nicht erwartet. Die Sinne offen zu halten, reicht aus, nicht weghören, nicht beiseite sehen, ist genug. Glaube wird jetzt zu Weihnachten zu einem Sinnenfest.

Weihnachten ist das Urbild echter Menschlichkeit. Die Geschichte erzählt von einer Krippe, von Hirten und zeigt, dass der Himmel sich für uns öffnet und dann erleuchten Engel die Szene und erklären aller Welt, was in dieser Krippe passiert.  Gott macht sich menschlich und er macht uns frei von unserem ängstlichen Denken, das uns einredet, wir müssten ihm erst Leistungen bieten, damit Gott und andere Menschen uns unseren Glauben als echten Glauben abnehmen. 

Bitte hören, sehen, genießen Sie: Gott wird Mensch. Nur wenn Sie mögen, greifen Sie zu Lukas 2 und lesen selbst, googeln sich bitte beherzt durch die zentralen Geschichten und sehen Sie sich in die Angebote von yeet.de um, folgen den Fernsehgottesdiensten und hören das, was heute von Gottes Wundern berichtet wird. Übrigens gibt es die Bibel - von Rufus Beck gelesen - auch als Hörbuch. Auch wenn Sie nicht gerne lesen, dann hören und sehen, riechen und schmecken Sie in den kommenden Weihnachtstagen die biblischen Geschichten. Es geht um unsere Rettung. Wenn wir das wissen, dann wird uns der Glauben für das kommende Jahr und mit allen Herausforderungen festigen. 

Gemeinsam mit den Pastor:innen, die hier auf dem Fragenportal der Evangelischen Kirche die Fragen all unserer Leserinnen und Leser beantworten, wünsche ich Ihnen und unseren Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest 2024 und viele Stunden voller Freude an diesen Festtagen

Ihr Henning Kiene 

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