Wie kann ich mit meinem Kind über den Tod reden?

C.W.
Hände halten sich
Foto: Getty Images/iStockphoto/fizkes

Hallo Herr Muchlinsky,

Mein Sohn (8) fragt von klein auf nach der Endlichkeit des Lebens, was dann passiert und dass er ganz lange und am liebsten für immer leben möchte. Ich finde es schwer, hier stärkende und tröstende Antworten zu finden, was mich auch belastet. Ich höre und lese, dass hier der Glaube hilft, helfen soll. Ich meine, das ist für ein Kind schwer fassbar. Getauft und Religionsunterricht hin oder her. Welche Antworten würden Sie altersgerecht finden?

Ich danke Ihnen. C.W.

Liebe Frau W.,

vielen Dank für Ihre Frage! Ich bin sicher, dass es vielen Eltern ähnlich geht wie Ihnen. Kinder beginnen wie selbstverständlich schon recht früh in ihrem Leben, nach dem Tod zu fragen, und im Alter von acht Jahren bekommen sie eine Ahnung davon, dass der Tod nicht nur andere, sondern auch sie selbst betrifft. Dass das bei Ihrem Sohn auch für Unbehagen sorgt, ist ebenso natürlich wie verständlich. Als Mutter sind Sie für Ihren Sohn darum in dieser Frage besonders wichtig. Sie sind diejenige, die ihm den halt und den Schutz gibt, den er für sein Leben braucht Sie ernähren ihn, trösten ihn, Sie können und wissen alles. Wie gesagt – das gilt aus der Sicht Ihres Sohnes. Bei der Frage nach dem Tod und was danach kommt, können Sie aber, wie alle Menschen, nichts wissen. Sie müssen Ihren Sohn also zwangläufig enttäuschen, und das verunsichert logischerweise. Wie Sie schreiben: Sie möchten trösten, sie möchten stärken, und stoßen aber an Ihre Grenzen.

Inwiefern der Glaube nun dabei helfen kann, wenn man mit Kindern über den Tod spricht, kann ich Ihnen gern aus meiner Sicht und Erfahrung erläutern. Der Glaube an Gott macht zunächst einmal deutlich, dass es mehr gibt als das, was uns unsere Sinne zur Verfügung stellen. Damit sind wir bereits in einem Bereich, in den auch der Tod gehört. E ist dabei zunächst vollkommen gleichgültig, wie man sich das Leben nach dem Tode vorstellt. Wenn man eine Vorstellung von einem Jenseits, einer Seele, einem Gott hat, der sich kümmert und vor dem Tod nicht Halt macht, dann kann daraus eine Hoffnung für das Danach wachsen. Sich vorzustellen, dass unser Leben nicht zufällig ist, sondern gewollt, kann den Glauben wecken an einen Gott, der sich interessiert für mich und mein Leben. Dann ist es kein großer Schritt mehr, sich vorzustellen, dass dieses Interesse Gottes an mir länger dauert als bis zu meinem Tod.

Sie sehen, hilfreich ist der Glaube schon, aber Sie haben natürlich Recht, wenn Sie schreiben, dass die Konzepte von einem Jenseits, von einem Leben nach dem Tod schwer greifbar sind. Schon der Apostel Paulus hat sich sehr schwer getan, hier etwas zu formulieren. Niemand weiß eben etwas. Doch Paulus macht es richtig, denke ich: Er schreibt den Leuten, die sich fragen, was nach dem Tode wohl auf sie zukommt auf, was er selbst hofft. Das ist meines Erachtens der richtige Weg. Wer eine Hoffnung hat für das, was nach dem Tod kommt, soll es erzählen, soll beschreiben, wie er oder sie sich das vorstellt. Kinder selbst haben häufig selbst eine Vorstellung davon, was mit Menschen geschieht, wenn sie gestorben sind. Darum ist es ebenso wichtig, dass Sie nicht nur Antworten geben, sondern Ihren Sohn auch fragen, wie er sich das wohl vorstellt. Gemeinsam können Sie sich über Ihre Hoffnungen unterhalten.

Wenn Sie mögen, können Sie auch gemeinsam einen Friedhof besuchen. Gerade jetzt, wo die Blätter bunt sind, ist die Gelegenheit günstig. Schauen Sie gemeinsam, wer da begraben liegt, fragen sie sich, was das für Symbole sind, die es auf dem Friedhof gibt. Was bedeutet ein Kreuz? Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott nach dem christlichen Glauben selbst gestorben ist, damit die Menschen auch im Tod nicht allein sein müssen, weil Gott sogar dort war. Bei all dem sollten Sie vor allem Eines bedenken: Für Ihren Sohn ist die Beschäftigung mit dem Tod nicht so belastend, wie Sie vielleicht meinen. Die Vorstellung, dass es mit unserem Leben einmal zu Ende geht, verstört uns Erwachsene in der Regel viel mehr als Kinder. Darum versuchen Sie möglichst nicht, Ihren Sohn vor der Begegnung mit dem Tod zu schützen. Je mehr wir uns mit dem Tod auseinandersetzen, desto eher können wir akzeptieren, dass er zu unserem Leben dazu gehört. Und wir können uns austauschen über unsere Hoffnungen und Vorstellungen von dem danach. Und wenn Sie da konkrete Anregungen brauchen, gehen Sie am besten zu Ostern in die Kirche, am besten ganz früh, wenn es noch dunkel ist, und erleben Sie wie es hell wird, während die Gemeinde feiert, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute!

Ihr Frank Muchlinsky

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