Ist ein Konfessionswechsel gleich ein Kündigungsgrund?

Martin
Foto: dpa/Oliver Berg

Sehr geehrter Herr Muchlinsky,
als röm-kath. getaufter Arbeitnehmer in leitender Position in eine katholisch-christlich geführte Einrichtung stellt sich für mich die Frage, ob bei einen Konfessionswechsel zu einer Kündigung führt. Die Gesetze habe ich gelesen. Eindeutigkeit habe ich darin nicht gefunden. Vielleicht können Sie mir da weiterhelfen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden.
Mit freundlichen Grüßen

Lieber Martin,

 

Ihre Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich habe mich bei der Rechtsabteilung einer Diözese erkundigt, damit ich nichts Falsches sage, aber auch dort wurde mir gesagt, dass es von vielen Faktoren abhängt:  Von Ihrer genauen Position, von Ihrer Einrichtung, von Ihrem Auftrag, von Ihrer Diözese und so fort.

Mit Sicherheit kann ich Ihnen nur Folgendes schreiben: Es gibt keinen Automatismus in solch einem Fall. Mit anderen Worten: Sie verlieren Ihren Arbeitsplatz nicht automatisch, wenn Sie nicht mehr Mitglied der katholischen Kirche sind. Allerdings müssen Sie in jedem Fall damit rechnen, dass man Ihnen kündigen könnte. Der Grund ist weniger der Wechsel zur evangelischen Kirche, sondern die Tatsache, dass Sie für einen solchen Wechsel ja zunächst aus der katholischen Kirche austreten müssten. Einen direkten Übertritt gibt es rechtlich nicht. Man muss zunächst aus der einen Kirche aus- und anschließend in eine andere Kirche eintreten. Als leitender Angestellter in einer katholischen Einrichtung müssen Sie aber Kirchenmitglied sein.

 

Darum kann ich Ihnen leider keine Vorhersage machen, wie es sich in Ihrem Fall verhalten würde. Außerdem: Der Wunsch, die Konfession zu wechseln, kommt ja in der Regel daher, dass man sich nicht wohl fühlt in der kirchlichen Heimat, in der man gerade ist. Darum sollten Sie sich auch fragen, ob dieses Unbehagen sich nicht auch auf Ihren Arbeitsplatz auswirkt. Sind Sie einerseits falsch in der katholischen Kirche und gleichzeitig richtig in einer katholischen Einrichtung?

 

Vielleicht können Sie Ihre Vorbehalte, Ihren Ärger oder was sonst dazu führte, dass Sie sich von der katholischen Kirche abwenden möchten, auch mit einem Pfarrer Ihres Vertrauens besprechen. Ich hoffe und wünsche Ihnen in jedem Fall, dass Sie die richtige Entscheidung treffen und dass Sie bereit sein können, die Folgen zu tragen, die damit einhergehen könnten.

 

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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