1. Artikel des Nicänums - Bedeutung eines Glaubensbekenntnisses

Laura Sophie Kersch

Guten Abend Frau Heu,

ich frage mich, was die Kernaussage des 1. Artikels des nizänischen Glaubensbekenntnisses ist: Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Zudem würde ich gerne wissen, wie Glaubensbekenntnisse auch noch heutzutage verstanden werden können.

Vielen lieben Dank und herzliche Grüße

Liebe Fr. Kersch,

vielen Dank für Ihre Frage zum Glaubensbekenntnis von Nicäa. Die Kernaussage des ersten Artikel können Sie, denke ich, dem recht kurzen Satz gut selbst entnehmen. Ich gliedere es Ihnen noch einmal genau auf:

"Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt."

Es handelt sich also um ein monotheistisches Gottesbild. Gott wird dabei dreifacher erläutert: 1. Gott als Vater (das meint also Gott als behütendes Elternteil, in der Vorstellung, dass Eltern ihre Kinder bedingungslos lieben), 2. Gott als Allmächtiger (er hat also alle Macht in seiner Hand) und 3. Gott als Schöpfer (von Himmel und Erde und von allem was wir sehen und was wir nicht sehen).

 

Nun zu Ihrer zweiten Frage, wie Glaubensbekenntnisse heute verstanden werden können. Glaubensbekenntnisse (oder häufig auch "Credo", im Singular, genannt) sind heute in zweifach verschiedener Art und Weise zu verstehen. Einerseits handelt es sich bei dem von Ihnen zitierten Glaubensbekenntnis um ein historisches Dokument. Mit dem Nicänum, dem Nicäno-Konstantinopolitanum und dem Athanasium sind uns drei Glaubensbekenntnisse als besonders wichtig überliefert, die auch heute als altkirchliche Glaubensbekenntnisse Teil der evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften sind. Sicher gab es auch noch andere, aber diese drei sind die, die auf den großen Konzilen ganz offiziell beschlossen wurden und damit als richtungsweisend galten und weiterhin gelten. Sie verraten uns also etwas darüber, was die Menschen zur jeweiligen Entstehungszeit beschäftigt hat und womit sie sich auseinandergesetzt haben. Andererseits erfüllen sie für uns auch heute immer noch eine glaubensbindende Funktion, d.h. sie sind eine Art Richtschnur für unseren christlichen Glauben. Damit haben sie spirituellen Charakter, indem sie z.B. im Gottesdienst gemeinsam gesprochen werden. Das dient ebenso der Stiftung von Gemeinschaft, denn es gibt mit dem Credo etwas, was uns quasi verbindlich verbindet.

Ich hoffe ich konnte Ihre Frage so beantworten, dass Sie davon profitieren können.

Pia Heu  

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