Psalmen im Gottesdienst

Katja Dörr
Warum spricht die Gottesdienstgemeinde Psalmen im Wechsel
©Getty Images/iStock/Exkalibur

Guten Morgen, Herr Muchlinsky!
Ich frage mich schon seit längerem im Gottesdienst, warum immer die Männer bei den Psalmen zuerst aufsagen können!? In der heutigen Zeit, in der sogar die Hoch- und Tiefdruckgebiete veränderliche Namen haben, ist es bei uns immer gleich! Ist der Pastor zu eingefahren, oder schreibt das tatsächlich die Kirche so vor?
Mit freundlichen Grüßen Katja Dörr

Liebe Frau Dörr,

die Sitte, Psalmen im Gottesdienst im Wechsel zu sprechen, geht auf eine uralte Tradition zurück. Es stammt aus dem gemeinschaftlichen Psalmensingen während der sogenannten Stundengebete. Bereits im 8. Jahrhundert fing man an, diese Gesänge im Wechsel zu singen, im sogenannten Antiphon. Eine Gruppe hörte jeweils der anderen zu und antwortet dann. In Klöstern, wo dieses Psalmensingen vorwiegend praktiziert wurde, stellte sich natürlich nicht die Frage, ob Männer oder Frauen beginnen. Die Geschlechter waren ohnehin unter sich.

In der Gegenwart und in unseren evangelischen Sonntagsgottesdiensten hat sich die Tradition erhalten, die Psalmen auf diese Weise gemeinsam zu beten. Dass bei Ihnen in der Gemeinde stets die Männer beginnen, liegt mit Sicherheit daran, dass es ein Mann ist, der das Gebet anleitet. Ihr Pastor möchte vermutlich beginnen, um die Gemeinde besser anleiten zu können. Die Einteilung der Betenden in Männer und Frauen ist allerdings willkürlich. Traditionell wäre eine Einteilung in linke und rechte Bankreihen. Genauso gut kann man aber in Große und Kleine, Alte und Junge, Blonde und Dunkelhaarige oder Fröhliche und Traurige einteilen. Es kommt lediglich darauf an, dass es immer Leute gibt, die Lesen und solche, die hören.

Ich würde Ihren Pastor nicht unbedingt als "eingefahren" bezeichnen. Vielleicht hat er einfach noch nie darüber nachgedacht, das Psalmengebet im Gottesdienst einmal zu ändern. Ich kann mir gut vorstellen, dass er Ihren Vorschlag einer anderen Reihenfolge oder auch einer anderen Aufteilung gern aufnimmt. In der Regel freuen wir uns über Leute, die im Gottesdienst aufmerksam sind.

Herzlich liebe Grüße!

Frank Muchlinsky

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