Gibt es eine christliche Hoffnung nur NACH dem Sterben?

Friedrich Lange
Christliche Hoffnung
© zhuyongming/Getty Images

Hallo,
"gut zu wissen, dass unsere Hoffnung und unser Ziel, und unsere Grundfesten nicht in dieser Welt sind.
Gott hat diese Welt mit all dem, was das Leben schwer macht, überwunden.
Das feiern wir zu Ostern."
... schrieb mir eine langjährige gute Bekannte, die ich persönlich samt ihrer theologischen Fachkompetenz sehr schätze. Sie wird hochwahrscheinlich kirchlich-lutherisch recht haben. Ich habe dennoch einiges Bauchgrimmen damit, kann das aber wegen Corona/CoVid19 z.Zt. mit ihr nicht persönlich ausdiskutieren.

Ja, aber nicht nur ... möchte ich einwenden. Ein Teil meines Ziels, meiner Hoffnung ist so ein bisschen Gottesreich/Gottesgegenwart in dieser unserer Welt. Nicht sosehr, dass Gott die Naturgesetze außer Kraft setzte für Glaubende, selbst wenn er könnte. Sondern ein anderer Umgang damit, eben auch wegen der Hoffnung, dass Gott alles gutmachen wird, vor oder nach dem Tode, dass ER eben nicht im Diesseits "uns verlassen hat".

Persönlich komme ich mit dieser Perspektive klar, aber wie sieht das kirchenoffiziell evang. dogmatisch aus? Welche Botschaft unterstützt Amtskirche bzw. Bibel?

Gruß Friedrich Lange

Lieber Herr Lange,

danke für Ihre Frage. Die ist gar nicht so leicht zu beantworten! Ja, wie sieht es aus mit der christlichen Hoffnung? Richtet sie sich auf ein Jenseits, also auf ein ewiges Leben? Oder auch auf das Diesseits, auf unser Leben im Hier und Jetzt?

Die Bibel gibt dazu unterschiedliche Antworten und so sind auch die dogmatischen Antworten, die sich auf die Bibel beziehen, sehr vielfältig.

Christus ist auferstanden und hat den Tod besiegt. Das feiern wir an Ostern. Von dieser Hoffnung sprechen viele frühe christliche Texte. Paulus schreibt in seinem Korintherbrief, wie Jesus den Tod überwunden hat. Gottes Liebe zu uns behält das letzte Wort (1. Kor 15,27). Trotz der Hoffnung auf die Auferstehung und trotz der endgültigen Überwindung des Todes zieht Paulus in die Welt. Er predigt zu den Menschen. So, wie es uns Jesus aufgetragen hat (Mt 28,18-20).

Ich glaube, die Hoffnung auf ein ewiges Leben, auf eine Überwindung des Todes, kann uns trösten und stärken. Aber sie nimmt uns nicht die Verantwortung für diese Welt. Dadurch, dass wir uns des Todes bewusst sind, finden wir einen anderen Umgang mit der Gegenwart. Jesus hat mit seiner Rede vom "Reich Gottes" nicht nur an etwas Fernes, Jenseitiges gedacht, sondern an etwas, dass schon jetzt und mit ihm beginnt (Lk 17,21) und sich in der Zukunft vollendet. Das Reich Gottes beginnt mit der Liebe zum Nächsten. Wir können und sollen also verantwortungsbewusst handeln. So, wie Jesus es auch getan hat. Darin zeigt sich Gott in unserer Gegenwart. Eine ähnliche Position vertritt der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, dessen 75. Todestag wir in der letzten Woche gedachten (evangelisch.de berichtete).

Natürlich bedeutet das nicht, dass die Naturgesetze nicht mehr gelten. Auch Leid, Schmerz und Trauer sind weiterhin in unserer Welt. Sie werden erst nach dem Tod endgültig überwunden (Offb 21,1-5). Aber wir können aus der Auferstehungshoffnung heraus leben und handeln. Wir können Gott im Hier und Jetzt spüren, auf ihn und sein Wirken in unserem Leben vertrauen. Denn das Reich Gottes ist mitten unter uns.

Gottes Segen Ihnen und beste Grüße,

Johanna Klee

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