Bestimmt Gott unser Beziehungsleben?

Kiki
Greg Rakozy/Unsplash

Hallo,
Vor einigen Wochen hatte ich meine Frage bereits ähnlich gestellt, aber leider (bisher) keine Antwort erhalten. Darum versuche ich es nochmal auf diesem Weg.

Ich frage mich, ob Gott Einfluss hat darauf, ob wir Single, in einer Beziehung oder verheiratet sind. Zum einen, kann man natürlich beobachten, dass es eine persönliche Entscheidung ist, wenn Menschen zusammen kommen oder heiraten wollen, welche Gott womöglich einfach mitträgt?! Aber wie ist es andersherum: Wenn jemand partout nicht die Möglichkeit hat, eine Beziehung einzugehen, Beziehungserfahrungen zu sammeln, obwohl er sich aktiv dafür einsetzt. Kann es dann sein, dass zumindest ein gläubiger Mensch zu der Konklusion kommen muss oder sollte, dass Gott diesen Lebensbereich für diese Person nicht vorgesehen hat und es zu akzeptieren ist? Es heißt, dass Gott nicht will, dass der Mensch allein ist, aber es scheint mir so, als will er trotzdem, dass ich es bin. Für das Warten auf den "Richtigen" fühle ich mich (noch) nicht bereit, trotzdem bin ich jemand, der gerne ein Beziehungsleben hätte und sich damit wohler fühlte. Und was sagt Gott zu alternativen Beziehungsmodellen, sofern er den Wunsch nach "richtigen" Beziehungen anscheinend nicht erfüllen möchte? Oder hat er gar nichts damit zu tun, dass ich allein leben "muss" weil das nicht sein "Aufgabengebiet" ist?
Ich hoffe sehr auf eine baldige Antwort ! Danke!
Kiki

Liebe Kiki,

zunächst mal tut es mir leid, dass Du jetzt ein wenig auf Deine Antwort warten musstest. Manchmal gehen sehr viele Fragen bei uns ein und dann dauert es ein wenig, bis wir dazu kommen sie zu beantworten, weil wir uns gern genug Zeit nehmen, um sorgfältig auf Eure Fragen einzugehen.

Du fragst Dich, ob Gott etwas damit zu tun hat, ob Menschen, als Single, in einer Partnerschaft mit einem anderen Menschen oder in anderen Liebesbeziehungen durchs Leben gehen. In der Tat gibt es ja ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sein Liebesleben zu gestalten. Es gibt Menschen, die in einer Partnerschaft glücklich sind, solche, die gern Single bleiben wollen, offene Partnerschaften und vieles mehr. Die Bedürfnisse können da ganz unterschiedlich sein und das ist gut so.

Weil Gott im Christentum als allmächtig und allwissend beschrieben wird, kann man ja in der Tat auf die Idee kommen, er könne jede einzelne Lebensentscheidung des Menschen vorhersehen und im Grunde sei jedes Detail des Verlaufes eines Lebens für Gott schon von je her klar und so gewollt, wie es eben ist. Nun hat Gott uns Menschen aber auch mit einem freien Willen ausgestattet. Für mich bedeutet das, dass eben auch vieles offen ist und in meiner Hand liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott für jeden Menschen die Art, wie er oder sie das Liebesleben lebt, vorherbestimmt hat. Herauszufinden, welche Lebensform uns glücklich macht, ist eben auch Teil der Freiheit, die uns als Geschöpfe Gottes zukommt.

Nicht jede und jeder ist zufrieden mit dem eigenen Liebesleben. Vielen Menschen geht es so, wie Du es über dich selbst beschreibst. Sie sehnen sich nach einer Partnerschaft und leben allein, obwohl sie es sich vielleicht anders wünschen. Die Gründe für diese Sehnsucht können ganz unterschiedlich sein. Manchmal kann es auch ein gesellschaftlicher Druck sein, weil einige denken, man könne nur glücklich sein, wenn man sich ein Familienleben aufbaut. Warum eigentlich? Es gibt viele Singles, die gern eine Zeit lang oder auch für immer so leben wollen und glücklich dabei sind. Dann gibt es die Menschen, die aus sich selbst heraus diese Sehnsucht nach einem anderen Menschen haben, mit dem sie durchs Leben gehen können (und oft lässt sich gar nicht so richtig unterscheiden, ob dieser Wunsch jetzt eher von innen oder von außen kommt). Manchmal kann es ein langer Weg sein, bis man sein persönliches Glück findet und für den ein oder anderen gelingt das nie. Liebe ist ja etwas, das man nicht einfach mal so herstellen kann und wenn man sie gefunden hat (oder sie einem geschenkt wurde), ist sie ja auch nicht selten ziemlich fragil.

Dass ich nicht glaube, dass Gott unsere Lebensformen vorherbestimmt, heißt nun nicht, dass er mit all diesen Fragen nichts zu tun hätte, weil das, wie Du es formulierst, nicht sein „Aufgabenbereich“ ist. Ich glaube, dass es wichtig und gut ist, all die Enttäuschungen, Sehnsüchte, Glücksgefühle und das Scheitern vor Gott zu bringen im Gebet. Das kann entlastend sein, weil man sich all dem nicht so allein gegenübergestellt sieht und manchmal kann es auch den Blick dafür schärfen, dass es neben vielem, was Sehnsucht bleibt, meistens auch das ein oder andere gibt, was gelingt im Leben.

Dir wünsche ich, dass Du mit Gelassenheit und Spannung erwarten kannst, was das Leben für Dich bereithält. Ohne zu viele Gedanken darüber, wie es „eigentlich sein sollte“ und offen für all das, was da kommen mag.

Herzliche Grüße

Katharina

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