Sehr geehrte Frau Löw, ich kenne jemanden, der sich "Wiedertaufen" lassen will, weil er "jetzt den richtigen Glauben gefunden hat". Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Für mich ist die eine Taufe ewig gültig, trotz Kirchenwechsel, - austritt, etc. Einer Segnung für den eigenen Glauben steht meines Erachtens nichts dagegen. Eine Wiedertaufe halte ich theologisch für fragwürdig. Können Sie mir etwas zum Thema "Wiedertaufe" sagen? Herzliche Grüße!
Liebe Anne,
das sehen Sie ganz genau so, wie es auch unsere Linie als evangelische Kirche ist.
Für uns in der evangelischen Kirche hat die Taufe einen unwiderruflichen Charakter. Oder, wie Sie, liebe Anne, sagen, sie ist ewig gültig. Wechselt man die Konfession z. B. von römisch-katholisch nach evangelisch, so anerkennen wir diese Taufe an.
Die Taufe -bestätigt die Wirklichkeit des Heils im individuellen Leben ein für alle Mal. Das Verhalten der Getauften kann ihrer Taufe widersprechen, aber Gottes Tat für den Menschen nicht ungeschehen machen. Obwohl die Taufe (etwa in der Konfirmation) durch den Willen, zur Kirche gehören zu wollen, auch subjektiv besiegelt wird, bleibt die Vorstellung ausgeschlossen, man bedürfe einer Wiedertaufe. Im Gegenteil: In der Taufe wird die Wirklichkeit des Glaubens bzw. der definitive Übergang vom Unheil ins Heil als ein Geschehen gefeiert, bei dem die eigene Entscheidung immer nur bestätigen kann, nicht der konstitutive Grund des Heils zu sein.
Persönlich kann ich gut nach vollziehen, dass Menschen, die als Kinder getauft wurden, gerne noch einmal und bewusst und entschieden ihre Taufe erleben wollen. Deshalb haben wir eben ja die Konfirmation - als eigene Bejahung der Taufe und wir bieten in vielen Gemeinden Tauferinnerungsgottesdienste an. Das heißt: nicht noch einmal Taufe, aber sich die eigene Taufe bewusst machen. Viele Osternachtsfeiern, die jetzt dann kommen, beinhalten so einen Tauferinnerungsteil.
Hier habe ich Ihnen noch den Link zur Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche.
Gottes Segen für Sie. Mit herzlichen Grüßen, Ihre Sabine Löw.