Sie sagen, Selbstbefriedigung schadet nicht und es gibt in der Bibel keine eindeutige Antwort. Leider ist es auch ein Tabuthema. Was aber ist, wenn man Schuldgefühle hat, aufhören will, aber nicht kann? Höchstens reduzieren? H. Friedrich
Lieber Herr Friedrich,
Sie haben recht! Ich habe bereits dargelegt, dass Selbstbefriedigung kein Thema in der Bibel ist. Hier sind Links zu zwei Fragen, die sich damit auseinandersetzen:
Sicherlich ist es auch so, dass Selbstbefriedigung für viele Menschen immer noch ein Tabuthema ist. Gerade in christlichen Kreisen wird eine Sexualmoral tradiert, die unter anderem die Masturbation ablehnt und versucht, dies biblisch zu begründen. So ist es kein Wunder, dass bei vielen Menschen, die von entsprechenden Kreisen beeinflusst wurden, Schuldgefühle aufkommen, wenn sie sich dennoch selbstbefriedigen.
Ich möchte Ihre Frage zunächst einmal ganz allgemein angehen. Sie schreiben, dass Sie „aufhören wollen“, es aber „nicht können“. Das klingt zunächst, als wollten Sie eine Sucht bekämpfen. Masturbation ist aber nicht grundsätzlich ein Suchtverhalten, auch wenn es zwanghafte Züge annehmen kann. Vielmehr versuchen Sie sich – allgemein betrachtet –, an eine Regel halten, schaffen das aber nicht. Regeln sind eine gute Sache, denn sie sorgen dafür, dass Menschen gut miteinander umgehen. Unser Leben ist voll von solchen Regeln. Unsere Eltern bringen sie uns bei, wir lernen Spielregeln, Umgangsregeln, die Regeln unserer Freundeskreise, der verschiedenen Gruppen und Vereine und so weiter und so fort. Viele Regeln sind aufgeschrieben, andere sind einfach gelernt.
Für jede Regel gibt es jemanden, die sie aufgestellt haben. Und für jede Regel gibt es Gründe. Fragen Sie sich einmal, wer die Regel aufgestellt hat, dass Menschen sich nicht selbstbefriedigen sollen. Gott war es nicht, denn es gibt keinen eindeutigen oder auch nur einleuchtenden Hinweis darauf in der Bibel. Wer also hat es bestimmt? Es müssen ja Menschen sein, die davon profitieren, die Bibel in dieser Weise auszulegen. Sie können davon ausgehen, dass es darum geht, Macht über andere Menschen auszuüben. Anderen eine freie Entfaltung ihrer Sexualität zu verbieten, bedeutet Macht über sie zu erlangen.
Darum sollten Sie sich als nächstes fragen, ob Sie Ihre Selbstbestimmtheit hier aufgeben wollen. Masturbation schadet niemandem, auch Ihnen selbst nicht! Ich denke, Gott lächelt und schaut so lange diskret woanders hin.
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky