Hallo Frau Jecht
Ich nutze diese Möglichkeit der Kommunikation zum ersten Mal, da mich eine Frage sehr beschäftigt
In der Bibel steht, dass wenn man an Jesus Christus glaubt, als Sohn Gottes und an Gott und Gottes Wort werdem alle Sünden vergeben - egal wie schlecht oder gut man sein Leben geführt hat.
Aufgrund vieler Dinge die nun in meinem Leben und auf der Welt passieren, fällt es mir schwer zu glauben, dass Menschen, die Böses tun und andere verletzen, die sich nicht christlich
verhalten, später gerichtet werden, nicht an dem was sie getan haben auf Erden sondern
ganz allein nur an ihrem Glauben. ... Wir sollen in die Fußstapfen Jesus treten ( was ich als sehr schwer empfinde) und uns an die 10 Gebote halten und die Bergpredigt aber was ist mit den Menschen, die einfach keine guten Menschen waren und erst auf dem Sterbebett zu Gott finden? Die Theodizee Frage außer Acht gelassen. Werden wir nur an unserem Glauben gemessen?
Ich hoffe Sie können meine Frage verstehen. Ich bedanke mich jetzt schon im
Voraus für ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Steffi S.
Liebe Steffi S.,
mit Ihrer Frage sind Sie nicht allein. Was geschieht mit Menschen, die, wie Sie es geschrieben haben, "Böses getan" haben. DIese Frage zieht sich durch die Geschichte des Christentums und hat viele Menschen beschäftigt. Es kann aus menschlicher Sicht schwer nachvollziehbar sein, dass z.B. Straftäter:innen allein an Ihrem Glauben "gemessen" werden. In der Bibel ist überliefert, dass die Toten auferstehen um entsprechend ihrer Werke gerichtet zu werden (Offenbarung 20,11-13). Dieses Gericht kann als Möglichkeit verstanden werden, dass die Auferstandenen sich Ihrer Sünden oder "bösen" Taten bewusst werden und sich zugleich zu Jesus bekennen. Im Matthäusevangelium 25,31 - 46 hingegen ist die Rede von der Trennung zwischen Gerechten und Ungerechten. Beim Blick auf die Bibelstelle im Matthäusevangelium kann ich mir die Frage stellen, was dann mit mir passieren würde. Der Maßstab, der dort angegeben wird, ist folgender: Hungrigen, Durstigen, Fremden, Nackten, Kranken und Gefangenen zu helfen. Wenn dieser Maßstab auf jeden Menschen angewendet wird stellt sich die Frage, welches Urteil dann folgt. Wer kann diesen Maßstab sein ganzes Leben lang durchhalten? Was also ist das Kriterium um "gerecht vor Gott" zu sein? In der Bibel ist zu lesen, dass wir Menschen alle Sünder:innen sind. Wir sind gottähnlich, aber eben nicht gottgleich. Der Baum der Erkenntnis von gut und böse (Genesis 2,9), von dem in der Paradiesgeschichte erzählt wird, beschreibt wie schwer es ist zwischen gut und böse zu unterscheiden.
Als Mensch ist es uns unmöglich, da wir nie allem gerecht werden können. Beim Kauf von Kleidung ist es nicht allen Menschen möglich auf faire Produktionsbedingungen zu achten. In den Ländern, in denen Kleidung produziert, werden oft Menschen ausgebeutet und sterben auch durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Der Mensch kann nie allem gerecht werden. Er macht sich schuldig. In der Bibel wird auch von der Liebe Gottes gesprochen. Gott weiß um unsere Unvollständigkeit unsere Fehler. Martin Luther schrieb hierzu, dass gutes Handeln Ausdruck des Glaubens sein können und sollten. Andererseits schreibt er auch, dass Werke allein nicht ausreichen um zu Gott zu gehören.Chrsiten glauben auch, dass Christus "für sie" gestorben ist. Für all das, was zwischen ihnen und Gott stehen könnte. Das verfreit sie nicht von ihrer Verantwortung, wohl aber befreit es von der Last ausschließlich durhc gute Werke zu Gott kommen zu können. Darum kann nur allein der Glaube an Gott die Grundlage für das Miteinander mit ihm sein. Eintrittskarten für den Himmel, so glaube ich, gibt es bis zum Schluss. Ich glaube, dass Gottes Richten am Ende der Tage mehr ein Auf-Richten sein wird. Vorher allerdings, so glaube ich es auch, werde ich mir sagen lassen müssen, was ich in meinem Leben getan habe. Und ich glaube, dass dies für alle Menschen so ist.
Es grüßt Sie,
Michaela Jecht