Hallo Frau Klee,
vor einem halben Jahr wurde mir von einer guten, langjährigen Freundin quasi die Freundschaft gekündigt - per SMS. Es war ein Missverständnis. Meine Kontaktversuche wurden von ihr ignoriert, was mich unglaublich verletzt hat. Nach einiger Zeit konnten wir dann telefonieren. Sie hatte einen alten Groll gegen mich, den ich nachvollziehen konnte, und ich habe mich dafür entschuldigt. von ihr allerdings kam keine Entschuldigung, obwohl ich ihr meine Enttäuschung und Verletzung deutlich gemacht habe. Darauf habe ich mir eine Pause von unserer Freundschaft erbeten, um in Ruhe nachzudenken.
Diesen Wunsch hat sie ignoriert, sie tat, als wäre alles wie früher. Nach meinem Empfinden war ich immer die Besonnene, Einlenkende, um Harmonie bemühte von uns beiden - während sie gern die Kontrolle behielt und ich versuchte, ihre Erwartungen zu erfüllen. Inzwischen weiß ich aber, meine Gefühle sind ihr entweder völlig gleichgültig, oder sie kann bzw. will sie nicht nachvollziehen, geschweige denn respektieren - beides ist für mich mit einer wirklichen Freundschaft unvereinbar. Da mich dieser Konflikt eine Menge Energie gekostet und mir sogar psychisch geschadet hat, habe ich die Freundschaft beendet - nach sehr langem inneren Kampf. Was mir auch heute noch auf der Seele lastet: Sie ist die Mutter meiner Patentochter (8 Jahre alt). Ich hatte ihr sogar angeboten, dass die Kleine sich weiterhin an mich wenden kann, das wurde aber praktisch, wenn auch nicht wortwörtlich, abgelehnt.
Zunehmend erschwert wird das alles dadurch, dass ich in Braunschweig lebe, sie in Hamburg. Ich bin ratlos; wie soll ich mein Patenversprechen weiter erfüllen, wenn ich mit der Mutter nicht länger befreundet sein kann? Zumal es so scheint, als lege sie selbst darauf keinen Wert mehr. Kommt die Patenschaft in solchen Fällen automatisch zum Erliegen?
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.
Liebe Frau Siebert,
ich hoffe, Sie sind einverstanden, wenn ich Ihre Frage beantworte. Zunächst einmal tut es mir sehr leid für Sie, dass Sie eine Freundschaft verloren haben, die Ihnen viel bedeutet hat. Wenn Paarbeziehungen enden, sind die Verhältnisse oft klarer als, wenn Freundschaften zerbrechen. Eine "Scheidung", bei der man vielleicht sogar noch den weiteren Umgang miteinander und mit Dritten regelt, gibt es in solch einem Fall nicht. Darum dauert auch die Trauer über eine kaputte Freundschaft manchmal besonders lang, weil so viele Fragen offen und ungeklärt bleiben.
Das gilt im Grunde genommen auch für Ihr Patenamt. Es bleibt ungeklärt. Bei der taufe haben Sie versprochen, die Eltern ihrer Patentochter bei der religiösen Erziehung zu unterstützen. Wenn die Mutter das nun nicht mehr wünscht, sind Sie ihres Versprechens eigentlich entbunden. Andererseits scheint mir alles immer noch recht vage und nicht endgültig zwischen Ihnen. Sie können darum entweder entscheiden, dass die Mutter Ihres Patenkindes nicht will, dass Sie weiterhin Kontakt haben, oder Sie fragen noch einmal so direkt nach, dass kein Zweifel offenbleibt. In jedem Fall brauchen Sie sich nicht damit zu belasten, dass Sie Ihrem Versprechen nicht nachkommen. Wenn Ihre Unterstützung nicht mehr gewünscht wird, müssen Sie die auch leisten.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Frank Muchlinsky
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