Gibt es Beispiele für "sich (selbst) segnen im Namen Gottes" wie in Jesaja 65,16?
Da heißt es: "Wer sich segnen wird auf Erden, der wird sich im Namen des wahrhaftigen Gottes segnen, und wer schwören wird auf Erden, der wird bei dem wahrhaftigen Gott schwören."
Lieber Herr Detrich,
es scheint in der Tat ungewöhnlich, sich selbst zu segnen. Üblicherweise segnet man andere Menschen. Allerdings ist in Jesaja 65,16 nicht unbedingt gemeint, dass sich die Leute selbst segnen. Schon im Deutschen könnte „Wer sich segnen wird“ bedeuten: „Wer einander segnen wird.“ Die Basisbibel übersetzt hier – im Unterschied zu Luther: „Wenn man sich dann Segen wünscht im Land, wird man sagen: Beim treuen Gott!“ Das klingt schon anders, als sich selbst zu segnen.
Wörtlich könnte man das hebräische Original so übersetzen: „Wer sich im Land für gesegnet erklärt…“ Es geht also eher darum, Segen zu spüren, nicht so sehr darum, ihn sich (selbst) zuzusprechen.
Allerdings gibt es durchaus auch eine Tradition, sich selbst zu segnen. Prominentes Beispiel ist Martin Luther, der in seinem Morgen- und in seinem Abendsegen schreibt: „Des Morgens, wenn du aufstehst/des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen“
Luther hat also nichts dagegen gehabt, sich selbst zu segnen. Das ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass es ohnehin nicht der Mensch ist, der segnet, sondern Gott. Menschen sprechen den Wunsch, die Aufforderung an Gott aus, aber Gott ist es, der den Segen gibt.
Herzlichen Gruß
Frank Muchlinsky