An welchen Bibelstellen kommt Maria Magdalena vor?
Lieber Herr Bindert,
Maria aus Magdala (auch Maria Magdalena genannt) taucht namentlich recht häufig in den vier Evangelien der Bibel auf, allerdings meistens erst rund um die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu herum. Ich habe Ihnen diese Stellen einmal aufgelistet. Die Stellen, an denen Maria aus Magdala nicht namentlich genannt wird, sie aber mit Sicherheit gemeint ist, habe ich mit indirekt markiert.
Maria aus Magdala ist bei der Kreuzigung dabei:
Sie ist auch Zeugin der Grablegung Jesu:
- Matthäus 27,61
- Markus 15,47
- Lukas 23,55 (Indirekt)
Sie kommt zu Ostern an das leere Grab
Der auferstandene Jesus erscheint ihr und anderen Frauen als erstes (im Johannesevangelium auch ihr allein)
Außerdem wird sie noch einmal direkt als Jüngerin genannt im Lukasevangelium
Man kann also davon ausgehen, dass sie zu denen gehört, die bereits früh mit Jesus zogen, nämlich schon in Galiläa. Darum kann man auch schließen, dass sie mitgemeint ist in der
- Apostelgeschichte 1,14 (indirekt)
Hier wird von der ersten Gemeinde in Jerusalem erzählt.
Ebenso wichtig wie die Stellen, an denen Maria aus Magdala in der Bibel vorkommt, ist sich klar zu machen, wo sie eben nicht erwähnt ist und vermutlich ursprünglich auch nicht gemeint ist. Sie ist nicht die "Sünderin", die Jesus die Füße wäscht (Lukas 7,37). Dass man sie in der kirchlichen Tradition mit dieser Frau gleichsetzte, könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie eher eine recht bedeutende Jüngerin Jesu war, deren Bedeutung man herunterspielen wollte. In mehreren frühkirchlichen aber nichtbiblischen Schriften wird ihre Bedeutung als Jüngerin betont, zum Beispiel:
- Im Evangelium nach Maria,
- In der Sophia Jesu Christi,
- Im Evangelium nach Philippus,
- In der Pistis Sophia
- Im Evangelium nach Thomas
Zum Teil wird in diesen Schriften von Konflikten zwischen Maria aus Magdala und Petrus berichtet. Das könnte ein weiterer Hinweis dafür sein, dass sie im Laufe der Zeit von der vorherrschenden christlichen Tradition weiter ausgeblendet wurde, bis aus der Jüngerin eben die Prostituierte wurde, die lediglich am Rande dazugehörte. Hierzu passt auch die Tendenz, in Maria Magdalena eine Geliebte oder Partnerin Jesu zu sehen. Auf diese Weise wird ihre Bedeutung als Jüngerin geschwächt, die sie vermutlich hatte.
Ich empfehle, den Artikel von Silke Petersen im Wissenschaftlichen Bibellexikon zu lesen.
Herzliche Grüße!
Frank Muchlinsky