Guten Tag Herr Pastor,
ich habe mich vorab erkundigt auf dieser Seite über die Patenschaft.
Ich bin aus politischen und persönlichen Gründen damals aus der Kirche ausgetreten, denn ich bin der Meinung, Gott wollte bestimmt nicht, dass wir Geld dafür bezahlen müssen, um an ihn zu glauben. Ich bin getauft und konfimiert und glaube weiterhin an eine Allmacht die unser Leben lenkt, egal was ich entscheide.
Mir gibt das Sicherheit und vor für mich wichtigen Dingen, bete ich und bitte um Unterstützung.
Ich habe einen Menschen kennengelernt den man nur einmal im Leben findet. Meine beste Freundin. Sie hat zwei wundervolle Kinder die mich von Anfang an kennen und ich bin sooft wie möglich dort. Als sie und ihr Mann mich fragten ob ich Patin werden möchte sagte ich sofort, für beide, zu. Das Problem ist allerdings, dass ich nicht mehr der Kirche angehöre, was aber nicht meinen Glauben betrifft.
Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, ihnen ihren Wunsch zu erfüllen, zu wissen falls ihnen was zustößt, dass ihre Kinder jemanden haben der für sie da ist, für sie sorgt, sie liebt und weiterhin im kirchlichen glauben großzieht?
Ich möchte eine ehrliche Antwort, ohne daß einzubeziehen was ich jetzt schreibe, auch wenn mir Beide versichert haben, das nicht von mir zu verlangen.
Wenn es nicht anders möglich ist würde ich sogar wieder in Kirche eintreten. Nur für meine Freundin, ihren Mann und vor allem für die beiden Kinder.
Ich danke im voraus für ehrliche Antwort und verbleibe mit freundlichem Gruß
Svenja D. Steuk
Liebe Frau Steuk,
ich freue mich sehr für Sie, dass Sie jemanden gefunden haben, deren Freundschaft Ihnen so viel bedeutet. Das ist sehr wertvoll und außerordentlich schön. Ich möchte darum gern Ihre Frage beantworten. Dafür muss ich aber zunächst zwei Dinge klarstellen, damit wir einander richtig verstehen.
Erstens ist das Patenamt schon lange kein zivilrechtliches Amt mehr. Mit anderen Worten: Wenn Ihrer Freundin und ihrem Mann etwas zustoßen sollte, wird das Sorgerecht für die Kinder nicht den Paten zufallen, sondern den nächsten Verwandten. Es würde nicht an Ihrem Amt als Patin hängen, ob Sie sich weiterhin liebevoll um die Kinder kümmern können, sondern einzig an Ihrem Willen, das zu tun.
Zweitens: Bei einer Taufe wird dem kleinen Kind jemand aus der Kirchengemeinschaft zur Seite gestellt, der oder die es begleiten soll. Diese Gemeinschaft haben Sie – aus welchen Gründen auch immer – verlassen, indem Sie ausgetreten sind. Ihr Glaube spielt dabei keine Rolle, sondern tatsächlich nur die Frage danach, ob Sie dieses Kriterium erfüllen.
Weil Sie nun fragen, ob es andere Möglichkeiten gibt, will ich Ihnen schreiben, dass Sie das am besten den Pfarrer beziehungsweise die Pfarrerin fragen, die die Taufe vornehmen wird. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Sie auf andere Weise an der Taufe zu beteiligen.
Nun möchte ich doch noch etwas zu Ihrem Argument sagen, Gott habe bestimmt nicht gewollt, dass Menschen Geld zahlen "um an ihn zu glauben". Da haben Sie sicherlich Recht, allerdings gehörte im Christentum von Anfang an die Gemeinschaft derer dazu, die an Gott und Jesus Christus glauben. Und diese Gemeinschaft war schon immer eine solidarische, das heißt eine, in der jede und jeder auch Geld gegeben hat für gemeinsame Projekte und für die, die noch weniger haben. Davon schreibt schon die Bibel selbst.
Darum sollten Sie sich tatsächlich fragen, ob Sie nicht wieder eintreten wollen. Wie gesagt: Das Geld ist nicht für den Glauben, es ist für die Gemeinschaft der Glaubenden. Sie würden also nicht nur für Ihre Freundin und ihre Kinder eintreten, sondern auch für viele andere Menschen, die ihren Glauben teilen.
Ich grüße Sie herzlich
Frank Muchlinsky