Christvesper und Christmette - Was ist der Unterschied?

Susanne

Hallo Frau Klee,

am Heilig Abend werden, in nahezu allen evangelischen Kirchen, mehrere Gottesdienste angeboten. In der Kirche, in der ich den Gottesdienst besucht habe, wurde zwei mal eine Christvesper und eine Christmette gefeiert. Außerdem noch ein Familiengottesdienst.

Nun meine Frage: Was ist der Unterschied zwischen einer Christvesper und einer Christmette?

Jedes Jahr auf´s Neue kommt es am Heilig Abend zu dieser Frage, aber wirklich gestellt habe ich sie bisher noch nicht. Ich hoffe, Sie können mir, auf die nun hier gestellte Frage, eine Antwort geben. Ich würde mich sehr freuen.

Herzliche Grüße
Susanne

Hallo Susanne!

Bei Ihrer Frage musste ich selbst erst einmal überlegen. Manche Traditionen sind ja so festgefügt, dass es gar nicht so leicht zu beantworten ist, wie sie sich unterscheiden.

Die Bezeichnungen "Vesper" (lat.: Abend) und "Mette" (lat.: Morgenstunde) gehen unabhängig vom Weihnachtsfest auf die Tradition im Christentum zurück, an bestimmten Tageszeiten zum sogenannten Stundengebet innezuhalten (1. Thess 5,17 oder Ps 119,164). So z.B. morgens, mittags und abends. Das regelmäßige Gebet erinnert uns daran, dass Tag und Nacht, Licht und Dunkel, selbst die einzelnen Stunden des Tages, von Gott geschaffen wurden. Im Mittelalter wurden in den Klöstern auf diese Weise mehrere Stundengebete am Tag gefeiert, sie hatten alle ihre festgefügte Form, die in liturgischen Büchern notiert war. Bis heute ist so für die Christvesper und die Christmette festgelegt, welche Texte und Lieder dort gesungen werden. Das ist für alle evangelischen Kirchen gleich. Die Form kann jedoch variieren.

Am Weihnachtsfest lässt sich die Tradition des Stundengebets noch erahnen. Zu bestimmten Zeiten am Heilig Abend werden Gottesdienste gefeiert. Das hat auch eine ganz praktische Seite, da es sehr vielen Menschen wichtig ist, einen Weihnachtsgottesdienst zu besuchen. So werden je nach Kirchengemeinde unterschiedlich viele Gottesdienste begangen. Die einzelnen Gottesdienste richten sich oft an bestimmte Menschen.

Morgens finden in vielen Orten Gottesdienste in den Seniorenheimen statt. Auch andere Einrichtungen, in denen die Menschen nicht in die Kirche kommen können, werden von Pfarrerinnen und Pfarrern besucht.

Nachmittags werden die Familiengottesdienste gefeiert. Es werden sehr bekannte Lieder gesungen. Meistens beinhalten sie ein Krippenspiel. Manchmal spielen darin Kinder oder Jugendliche mit. Sie sind dann die Engel oder Hirten, Maria oder Josef. Die Familiengottesdienste richten sich an Familien mit Kindern. Sie sind deswegen möglichst kindgerecht. Weil die Kinder ja sehr aufgeregt sind, können die Familien gleich schon im Anschluss beisammen sein, Geschenke auspacken, miteinander essen.

Abends findet die Christvesper statt. Das ist schon seit dem frühen Christentum so, weil hohe christliche Feste bereits am Vorabend mit Einbruch der Dunkelheit begangen wurden. Die Christvesper ist also ein Gottesdienst, der am Vorabend des eigentlichen Christfestes (25.12.) stattfindet. Zu ihr gehen vor allem Jugendliche und Erwachsene. Bei uns ist der Gottesdienst ganz auf die Predigt ausgerichtet. Aus der Predigt kann man dann etwas mitnehmen für das eigene Weihnachtsfest. Natürlich werden aber auch wieder die klassischen Weihnachtslieder gesungen. Manchmal gibt es zudem besondere Musik.

Ähnlich verhält es sich mit der Christmette. Die Mette meint ursprünglich einen Gottesdienst, der zu Beginn des anbrechenden Tages gefeiert wurde. Die ersten Christinnen und Christen haben die ganze Nacht miteinander gebetet, bis zum frühen Morgengrauen. So haben sie sich auf das Christfest vorbereitet. Uns erinnert die Christmette heute an die Geburtsstunde Jesu und liegt deswegen mitten in der Nacht. Sie wird ebenfalls eher von Jugendlichen und Erwachsenen besucht. Gemeinsam ist Christvesper und Christmette - wie auch dem Familiengottesdienst - die Lesung der Weihnachtsgeschichte. Aber die anderen Texte, über die dann zum Beispiel gepredigt wird, können sich unterscheiden. Die Christmette hat oft eine besonders schöne Gestaltungsform. Durch die Feier in der tiefen Nacht ist sie besinnlich und meditativ. Hier kann man zur Ruhe kommen nach dem ganzen Weihnachtstrubel.

So kann sich jede und jeder für sich einen schönen Gottesdienst am Weihnachtsfest aussuchen. Alle haben aber einen ganz eigenen Charakter.

 

Beste Grüße,

Johanna Klee

 

 

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