Hallo Herr Muchlinsky, ich habe mal eine Frage zu Musik und zu Musikszenen. Ich höre unglaublich gerne Mittelalterrock, Seemanslieder, Metal und so weiter, z.B. Saltatio Mortis oder Amon Amarth und besuche auch gerne Festivals wie z.B. das Mittelalterlich Phantasie Spektakulum (MPS). Viele Songs dieser Bands haben christliche Inhalte (z.b. den Teufel) (z.B. Satans Fall, IX oder Galgenbalade von Saltatio Mortis, oder viele Songs von Powerwolf) oder eben sehr unchristliche, wie Mord, Gewalt, u.ä. (z.B. "und meine Kinder fressen Augen, ausgerissen, blutig" aus Sandmann von Saltatio Mortis) oder kritisieren Kirche und stellen Gott in Frage oder beziehen Anklagen an Gott oder allgemein Gott mit ein (z.B. Der letzte Spielmann von Saltatio Mortis). Oder sie Thematisieren Natureligionen wie die nordische, germanische oder griechische Mythologie (viele von Saltatio Mortis, Amon Amarth oder Versengold). Oft macht das ganze den Eindruck, als verhöhnten sie Gott oder nehmen ihn nicht ernst. Als ich letztes Jahr beim MPS war, ist mir das erste mal wirklich bewusst geworden, dass ich bei einigen Liedern einfach nicht mitsingen wollte, weil sie eben recht gottesverachtend oder brutal sind. Auch handelt dort der Mönch "Bruder Rectus"eben satirisch als Geistlicher. Dort hab ich dann angefangen, mir ernsthaft Gedanken darüber zu machen, ob ich als gläubige Christin überhaupt dort sein und solche Musik unterstützen darf. Auf der anderen Seite, gibt es in den Szenen ja auch Bands und Lieder, die christlich "unbedenklich" oder halt sogar sehr christlich sind. Und von der Musik her (wenn man eben die Texte bei gewissen Liedern nicht beachtet) höre ich die Bands und die Musik, auch die oben genannten Lieder, allgemein ja auch sehr sehr gerne, sonst würde ich sie ja einfach nicht mehr hören. Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Können Sie mir Tipps/Anregungen geben, wie ich damit umgehen sollte? Und wie steht die christliche Kirche zu diesen Szenen?
Liebe Hanna Marie,
danke für Ihre Frage!
Eine offizielle Haltung der evangelischen Kirche zu verschiedenen Musikszenen gibt es nicht. Da ich mich mit Heavy Metal und Mittelalterrock nicht so gut auskenne, verlinke ich einmal hier eine Antwort von Jonathan Overlach, der zum Thema Heavy Metal geantwortet hat: Kann ich als Christ Heavy Metal hören?
Dort sagt er: "Aus ihren Gedanken höre ich eine große Liebe zur Musik einerseits, eine große Distanz zu den Texten der Band andererseits. Also sind Sie sich der Thematik sehr bewusst und setzen sich damit ja kritisch auseinander. Das ist eine gute Sache. Ich glaube nicht, dass sich das Christsein an Dingen wie Musikgeschmack oder ähnlichen Geschmacksfragen entscheidet. Wenn ich für mich spreche, dann so: Mein Vertrauen auf Gott, mein Glaube, geht tiefer als die oberflächliche Provokation in Liedtexten und Albumcovern."
Das würde ich persönlich unterstreichen. Ich glaube, es ist wichtig, sich als Christin auch kritisch mit bestimmten Texten auseinanderzusetzen, insbesondere, wenn Sie menschenverachtend oder gewaltverherrlichend sind. Inwieweit man blasphemische Texte mit sich und seinem Glauben vereinbaren kann, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Ich denke, eine gesunde und manchmal auch ironische Distanz ist da recht sinnvoll. Dies gilt nicht nur für Mittelalterrock und Heavy Metal, sondern für alle Musikszenen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Spaß weiterhin auf den Festivals,
beste Grüße,
Johanna Klee