Welche Kleiderordnung gilt in der evangelischen Kirche in Sachsen?

Birgitta Lohrer-Horres
Guten Tag, wir (NFP Filmproduktion aus Berlin ) drehen gerade eine neue Folge des "Erzgebirgskrimi". im Drehbuch kommt eine evangelische Pfarrerin im Erzgebirgskreis vor. Als Kostümbildnerin des aktuellen Projekts wende ich mich jetzt an Sie mit folgender Frage : Gibt es verbindliche Regeln bzgl. Tragen des Talars auch im Alltag, außerhalb des liturgischen Ablaufs / Gottesdienst ? Ist es denkbar erlaubt und glaubhaft, dass eine moderne Pfarrerin (ca 50 Jahre) in Sachsen im Alltag ein tailliertes Kleid mit Priesterkragen des (schwedischen) Labels "Casual priest" - siehe www.casualpriest.com trägt ? Wäre es alternativ auch denkbar, statt des Priester*innenkragens Bäffchen zu diesen (taillierten) Kleidern zu tragen ? Danke für Ihre Auskunft ! Mit freundlichen Grüssen Birgitta Lohrer-Horres (Kostümbildnerin)

Liebe Frau Lohrer-Horres,

Ihre Frage passt in keine unserer Kategorien aber sie macht mir Spaß, denn in Filmen kann - bezogen auf meine Berufsgruppe - einiges schief gehen. 

Jede Landeskirche hat eine festgelegte Kleiderordnung. Die sächsische Landeskirche hat sogar eine eigene Talarform, den "sächsischen Talar" mit einem Samtbesatz auf den Schultern. Natürlich ist das Tragen des Talars auf gottesdienstliche Feiern beschränkt. Das weiße Beffchen wird nur zum Talar und im Dienst getragen. Wenn wir Pastor:innen unseren Talar außerhalb der Kirche tragen, dann sind wir auf dem Weg vom Pfarrhaus zum Gottesdienst, fahren im Talar zum zweiten Sonntagsgottesdienst oder sind auf dem Weg zum Friedhof zur nächsten Trauerfeier unterwegs. Das Barrett, die dienstliche Kopfbedeckung, ist an vielen Orten sogar Vorschrift. 

Der Talar und das Beffchen gehören zusammen und sind die offizielle Dienstkleidung, die im Gottesdienst getragen wird. Im Spaß: Beim Einkaufen, im Kino, in der Öffentlichkeit stelle ich mir den Talar extrem unpraktisch vor. Ich kann nur warnen: Talarsaum - Achtung Stolperfalle. 

Also bleibt die Frage: Wie mache ich mich als Pfarrer:in für meine Gemeinde außerhalb des Gottesdienstes sichtbar und gebe zu erkennen, dass ich im Dienst bin? Die Angebote von "Casual priest" sind sehr hilfreich, besonders die jungen Kolleg:innen wählen diesen Stil und geben zu erkennen: Ich bin hier die Pfarrer:in und als solche könnt Ihr mich jetzt auch beruflich ansprechen. Es handelt sich aber nicht um offizielle Dienstkleidung! Und: Ich vermute im Erzgebirge ist "Casual priest" nicht so weit verbreitet, denn in den Dörfern und Kleinstädten kennt man seine Pfarrer:in, es braucht keine Erkennungszeichen. 

Ein praktischer Hinweis: An dem Drehort Ihres Krimis in Sachsen lebt und arbeitet eine Pfarrerin oder ein Pfarrer. Fragen sie diese Person - vielleicht ist das Pfarrhaus auch etwas entfernt im Nachbarort - und lassen sich von der Fachkraft vor Ort unterstützten. Damit gewinnen die Produktionsgesellschaft und Sie die Herzen der Menschen am Drehort und zeigen, dass Sie die Leute vor Ort ernst nehmen. 

Eine historische Notiz: Christian Führer, der Pfarrer der Wendezeit in Leipzig, trug gerne eine Weste im Jeans-Look. Er war extrem leger, trotzdem, kannte ihn jede und jeder und wusste: Das ist unser Pfarrer an der Nikolaikirche. 

Herzliche Grüße, ich bin gespannt auf den Krimi, und bleibe Ihr Pastor Henning Kiene 

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