Sehr geehrter Herr Muchlinsky,
in Ihrer Antwort zur Frage der Woche schreiben Sie: "Ein wenig verkürzt gesagt, könnte man formulieren: Eine Familie ist für die Bibel da, wo eine Frau ein Kind bekommt."
Ist das so? Ein Freund von mir leidet sehr darunter, dass er mit seiner geliebten Ehefrau keine leiblichen Kinder bekommen kann. Sind die beiden nicht jetzt schon eine vollständige Familie?
Mit freundlichen Grüßen
Carmen
Liebe Carmen,
da Herr Muchlinsky gerade in seinem wohlverdiensten Urlaub ist, erlaube ich mir mal, auf ihre Frage zu antworten und hoffe, ich kann Ihnen vielleicht aich weiterhelfen. Ich habe mir gerade mal die Beantwortung der Frage bei facebook angeshene, von der Sie schreiben.
Herr Muchlinsky schreibt ja, dass das in der Bibel so ist, dass man von einer Familie dann sprechen kann, wenn ein Kind geboren wird. Das wiederum bedeutet nicht, dass diese Wahrnehmung für uns heute auch so zutreffen muss. Die Bibel kennt einfach die Idee einer Bindung zweier Partner, die zusammenleben und vielleicht garkeine Kinder wolen, noch nicht. Es gibt ja heute auch eine ganze Reihe von Paaren, die sich frei dazu entscheiden ohne Kinder zu leben. Ich würde nicht auf die Idee kommen, dass diese Menschen irgendwie unvollständlich bleiben und ich bin mir sicher, dass Herr Muchlinsky das auch nicht so sehen würde. Mögliche Lebensformen verändern sich mit der Zeit und wir können nicht alles aus der Zeit der biblischen Schriften nahtlos in unsere übertragen.
Was Sie schildern sind ja zwei Menschen, die sich nicht freiwillig entschieden haben, kinderlos zu bleiben, sondern die gegen ihren Wunsch keine Kinder bekommen können. Das kann für solche Paare sehr bedrängend sein. Für Sara und Abraham war das auch bedrängend, davon erzählt das 1. Buch der Bibel. Der Unterschied ist allerdings, das in der Logik, wie damals Familie und Nachkommenschaft gesehen wurden, Sarah und Abraham in der Tat unvollständig blieben. Abraham muss Nachkommen zeugen, weil aus ihm ein großes Volk entstehen soll. Deshalb sagt Sarah ihm, er solle mit Hagar ein Kind bekommen.
Solche Zwänge, Nachkommen zeugen zu müssen, kennen wir heute nicht mehr. Das Gefühl unvollständig zu bleiben, kann sich allein innerlich bei einem Paar einstellen, weil sie sich eben sehr wünschen eigene Kinder großzuziehen. Ich hoffe sehr, dass ihre Freunde eines Tages einen Weg finden, die Situation guz akzeptieren zu können. Vielleicht entschließen Sie sich auch dazu ein Kind zu adoptieren.
Ihnen wünsche ich ebenfalls alles Gute für die Zukunft. Wir freuen uns, wenn Sie weiter so aufmerksam unsere Antworten lesen und diese auch hinterfragen, wo Sie anderer Ansicht sind.
Herzlich
Katharina