Ein Landessynodaler wird der Verantwortliche für sogenannte "Hauskreisarbeit", in der warmen Stube von Privatpersonen. So ein Bericht aus der Landeskirche. Bislang war nur von Hinterhofmoschee negativ die Rede. Nun soll analog dazu, die christliche Hinterhofkirche entstehen. Ich bin platt!
Hauskreise sind kleine Zellen mit max. 10 Personen, eben so viele Leute, die um einen Wohnzimmertisch passen.
Dort in dieser Zelle, gibt es Raum, um in kleinem Kreis selbstständig visionär über die Bibel nachzudenken. Es ist bekannt, dass es zu sektiererischen Tendenzen in Hauskreisen kommen kann. Deshalb waren Hauskreise bislang in der ev. Landeskirche verpönt.
Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?
Leute, die sich in einer kleinen Zelle treffen, können sich kaum belebend auf die Gemeinde auswirken, denn in diesem Privat Zirkel sind nur eine begrenzte Anzahl von ausgesuchten Personen beteiligt. Für andere Gemeindeglieder ist der Zugang verboten. Dort entstehen dann eigene Gesetze, Strategien und Rituale und sonstiges Gemauschel.
Ziel ist: Der Vereinsamung der Gesellschaft entgegen zu wirken.
Wie genau, soll in dieser Zellenarbeit die zunehmende Vereinsamung in der Gesellschaft entgegen gewirkt werden? Wie ist das Konzept?Sind in den privaten Wohnzimmern sogenannte Multiplikatoren anwesend?
Muss befürchtet werden, dass bei jedem alleinstehenden dementen Opa oder bei jeder alleinlebenden Witwe nun ein Hauskreis entsteht? Bekanntlich können sich alte Menschen kaum zur Wehr setzen. Ein Vertreter hat schnell an der Haustüre diesem Personenkreis eine Rheumadecke verkauft.
Wie kann die evangelische Landeskirche speziell diesen älteren Personenkreis vor christlicher Überrumpelung schützen? Wird der Gemeindepfarrer dabei sein? Zwecks rechter Lehre?
Lieber Gast,
ich habe Ihre Frage an Herrn Markus Munzinger weitergeleitet. Er ist einer der Beauftragten für die Hauskreisarbeit der Württembergischen Landeskirche. Er hat sich Ihrer Frage angenommen. Hier ist seine ausführliche Antwort:
Markus Munzinger wrote:Hauskreise werden von der Evang. Landeskirche in Württemberg seit den 80 Jahren betreut. Oberstudienrat Ortwin Schweitzer war der erste Beauftrage im Amt für missionarische Dienste. Auf ihn folgte Pfarrer Plinke und auf ihn 2008 Diakon Martin Wolf.
Momentan sind wir hier in Württemberg drei Beauftrage:
Pfarrer Eißler, 25% Hauskreisarbeit
Pfarrer Essig, 25% Hauskreisarbeit
Diakon Munzinger, 50% Hauskreisarbeit.Wir haben ein ehrenamtliches System von Bezirksbeauftragen, die wir begleiten. Über diesen Personenkreis bieten wir Fortbildungen zu den unterschiedlichsten Themen an. Für die Vorbereitung zu den Hauskreisabenden geben wir die exegetisch sehr fundierte Arbeitshilfe „Bibel aktuell“ seit den 80er Jahren heraus. Die meisten Autoren sind PfarrerInnen oder ausgebildete TheologInnen.
Die Gespräche in den Hauskreisen werden in aller Regel von Ehrenamtlichen geleitet, die sich dazu unter anderem auch mit „Bibel aktuell“ oder anderen Arbeitshilfen vorbereiten.
Sicherlich gibt es Hauskreise, die sich separieren. Wir verstehen uns hier als Schnittstelle, die in solchen Fällen vermittelt. Teilweise werden aber auch Hauskreise „an den Rand gedrängt“, sei es von PfarrerInnen oder von der Gemeindeleitung. Dem versuchen wir auch entgegenzuwirken.Versammlungen in den Häusern gab es schon von Beginn der Christenheit an. Paulus grüßt am Ende der Briefe die verschiedenen Hausgemeinden.Die Hauskreise verstehen sich in dieser Tradition. Wir als Hauskreisreferat beobachten, dass im Gebiet der württembergischen Landeskirche die Hauskreise in der Regel glaubensvertiefend sind. Aus unserer Erfahrung heraus sind die Hauskreisbesucher oft die aktivsten Mitarbeitenden in der Gemeinde. Unserer Beobachtung nach ist gerade das Gegenteil von dem, was Sie vermuten, der Fall: Gemeinden, die Hauskreise haben, sind mit die aktivsten Kirchengemeinden in unserer Landeskirche.
Leider stimmt der Vorwurf, dass Hauskreise oft geschlossen sind. Da die Atmosphäre in der Regel sehr vertraut ist, sind oft nur wenige Hauskreise offen für neue Personen. Ich war in dieser Woche auf einer dreitägigen Fortbildung, bei der verschiedene Beauftragte für Hauskreisarbeit ihre Erfahrungen schilderten. Eine Beobachtung ist auch, dass Hauskreiseleiter gerade bei neu entstehenden Kreisen in Gemeinden Hilfe leisten. So sind in meiner Gemeinde einige Mitarbeitende in zwei Hauskreisen.
Ein Konzept, das der Vereinsamung von älteren Menschen direkt entgegenwirkt, haben wir noch nicht ausgearbeitet. Wir sind Ihnen aber für die indirekte Anregung dankbar, weil wir aus der Besuchsdienstarbeit die Erfahrung kennen dass ältere Menschen zunehmend vereinsamen. Unserer Erfahrung nach wird niemand in einen Hauskreis gezwungen.
Auch die Hauskreise in denen Senioren sind, werden von diesen freiwillig besucht. Sollten Sie auf dem Gebiet der württembergischen Landeskirche andere Erfahrungen haben, bitten wir um konkrete Information, um dem nachzugehen.Markus Munzinger
Hauskreisarbeit und Kirche im Grünen
markus.munzinger@elk-wue.de
Ich danke Herrn Munzinger sehr herzlich für seine Antwort und Ihnen, lieber Gast, für Ihre Frage.,
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky