Konfirmanden übernehmen die Führung

Gast

Unser Pfarrer ist mit den Konfirmand/innen in die Kirche eingezogen. Letzten Sonntag. Der Haufen Jugendliche vorne weg und der Pfarrer hinterher.
Am Mikrofon haben die Konfis dann ihre Ansprüche und Bedürfnisse kundgetan und am Ende sind alle wieder aus der Kirche ausgezogen. Die Konfis sind voraus gegangen und der Pfarrer ist hinterher getrottet

Dieses Bild ist ungewohnt. Es erweckt den Eindruck, dass die Konfis nun die Leitung und Führung übernommen haben.

Ist das nun ein neues Konzept vom Konfirmanden-Dekan bzw. Konfirmanden Pfarramt oder purer Zufall?

Lieber Gast,

ich weiß natürlich nicht, was genau sich Ihr Pfarrer bei dieser Art des Ein- und Auszugs in die Kirche gedacht hat. Auf jeden Fall aber hat diese ungewöhnliche Weise bei Ihnen ausgelöst, dass Sie gestutzt haben. Vielleicht ging es genau darum, dass die Gemeinde aufmerksam wird, sich wundert. Außerdem haben Sie selbst bereits eine Deutung gefunden: „Die Konfirmanden übernehmen die Führung.“ Das könnte doch genau die Absicht gewesen sein: Seht her! Unsere Konfis sind nicht kleine Lämmer, die dem Hirten hinterher trotten. Sie sind auf dem Weg, ihre Meinungen, ihre Ansichten, ihre eigenen Ideen in unsere Kirche zu tragen. Das zeigen wir heute durch diese besondere Form des Einzugs und dadurch, dass sie im Gottesdienst ihre „Ansprüche und Bedürfnisse“ laut werden lassen.

Das ist sicherlich auch eine provokante Handlung. Schließlich sollen Konfirmand/innen ja auch lernen, worum es in der Kirche geht, was unseren Glauben ausmacht und so weiter. Provokationen wollen Widerstand oder im besten Fall Diskussionen auslösen. Darum empfehle ich Ihnen sehr, dass Sie Ihren Pfarrer fragen, was mit dieser Aktion ausgedrückt werden sollte. Ich bin sicher, dass Sie ein paar interessante Antworten bekommen, und dann können Sie ihm sagen, ob Ihnen das einleuchtet. Ich wünsche Ihnen beiden eine spannende Unterhaltung.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlisnky

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