Vorwürfe von der neuen Frau meines Exmannes

Ulrike

Wir sind eine gut funktionierende Patchwork- Familie, alle vier Erwachsenen sind berufstätig. Aber die neue Frau meines Ex findet, ich arbeite viel zu viel und vernachlässige die Kinder. Denselben Vorwurf macht sie auch dem Vater, also ihrem neuen Mann. Sie ist selbständig und kann ihre Zeit gut einteilen, oft macht sie mittags Schluss und unternimmt was mit den Kindern. Ich kann das nicht so einfach und will es eigentlich auch nicht. Ich arbeite gern, der Vater auch. Aber sobald Probleme in der Schule auftauchen oder eines der Kinder austickt, immer dieser Vorwurf: Ihr als leibliche Eltern, ihr müsst euch mehr kümmern. Mich nervt das total, die soll sich da raushalten. Muss sie unbedingt die Retterin spielen?

Liebe Ulrike,

 

Ihre Beschreibung klingt gut: Organisiert und flexibel bewerkstelligen Sie alle die Herausforderungen des Alltags. Wie anstrengend das ist, weiß ich selber nur zu gut.

Deswegen kenne ich auch das nagende Gefühl im Bauch, wenn die Zeit sich mal wieder nicht verdoppeln lässt und die Freude an der Arbeit durchsetzt ist mit dem quälenden Gedanken an die Kinder, die auf Sie warten und ebenfalls Bedürfnisse haben. Alles unter einen Hut zu bekommen, ist eine Mammutaufgabe und für einen Menschen alleine kaum lösbar. Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. So ein afrikanisches Sprichwort.

 

Umso besser, dass es in Ihrem Umfeld jemanden gibt, die sich gerne um die Kinder kümmert. In dem Vorwurf, Sie und der Kindesvater kümmerten sich nicht genug, höre ich den Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung. Danken Sie der Partnerin Ihres Exmannes immer wieder. Sprechen Sie aus, was die Betreuung für Sie und die Kinder bedeutet. Machen Sie sich und allen klar, welche positiven Konsequenzen das Kindersitting hat. Zeigen Sie Ihre Wertschätzung durch kleine Aufmerksamkeiten und animieren Sie Ihren Exmann, das gleiche zu tun. Danken Sie ihr, wenn sie Sie auf Schwierigkeiten in der Schule hinweist. Und übernehmen Sie dann den Part, der Ihnen als Mutter zukommt. Bleiben Sie darüber in Kontakt und berichten Sie ihrerseits wieder von den Ergebnissen. Tauschen Sie sich aus.

Warum? In der Aussage, die Partnerin Ihres Ex Mannes wolle vielleicht die „Retterin“ spielen, höre ich einen Ärger über die unerwünschte „Einmischung“. Mit Anerkennung und Wertschätzung machen Sie sich und allen Beteiligten klar: wir sind ein gutes Team. Patchwork ist eine Lebensform, von der alle profitieren können- wenn alle miteinander in gutem Kontakt bleiben. Gleichzeitig leben Sie Ihren Kindern so vor, wie Menschen miteinander in Einklang leben können, egal ob verheiratet oder nicht (mehr). Und die Kinder erleben einen respektvollen Umgang, den sie automatisch übernehmen. Das nenne ich ein gelungenes Vorbild.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer vielköpfigen Patchwork- Familienbande viele Gründe zur Freude und ein gutes Miteinander!

 

Herzlich

Ihre Heike Bauer-Banzhaf