Worum geht es eigentlich in der kirchlichen Trauung?

York
epd-bild/Hans Scherhaufer

Liebes Team von evangelisch.de, 

danke für die Beantwortungen all der Fragen, denen ich nun noch eine weitere anschließen möchte. Wir wollen heiraten und dies auch eigentlich gerne kirchlich tun. Das "eigentlich" rührt daher, dass wir uns noch unsicher sind, was genau die kirchliche Trauung aussagt, was dort geschieht (also nicht vom Ablauf her, sondern von der Bedeutung) und würden uns hier über Rat freuen. 

Zunächst der Segen: Ich finde das Bild schön, um Gottes Segen für die Ehe zu bitten, weil für mich mit der Bitte auch eine gewisse Demut einhergeht. Aber bitten wir eigentlich in der Trauung um Segen? Oder werden wir "einfach" gesegnet? Oder wird unsere Ehe gesegnet? Und was genau bedeutet das, denn Gott wird ja an uns Menschen nicht mehr oder weniger Gefallen haben, bloß weil wir kirchlich heiraten? 

Dann wird ja auch häufig das Bekenntnis zur Ehe vor Gott erwähnt. Was genau ist damit gemeint? Denn die Liturgie sieht doch vor allem das gegenseitige Versprechen vor, was man sich gegenseitig gibt, aber ja kein Bekenntnis vor Gott, oder? 

Vielleicht gibt es ja auch noch andere Aspekte der kirchlichen Trauung, die ich hier gar nicht erwähne, dann freue ich mich sehr, wenn Sie uns dazu etwas sagen (oder zum Lesen empfehlen) ; denn wir wollen ja auch nicht mit unserem eigenen Verständnis dessen, was die kirchliche Trauung bedeutet, das Ganze leichtsinnig angehen. 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Beste Grüße,

York

Lieber York,

vielen Dank für Ihre Frage zur Trauung in der Evangelischen Kirche. Während die Katholische Kirche ein eigenes Eherecht hat, stellt sich aus evangelischer Perspektive tatsächlich die Frage, was wir da tun. Denn die Ehe selbst wird zivilrechtlich, sozusagen „weltlich“, vor der Standesbeamtin/dem Standesbeamten geschlossen.

Anschließend kommt das Paar in die Kirche, um wie sie schön formulieren „den Segen Gottes für die Ehe zu erbitten“. Segen ist nach biblischem Zeugnis all das Gute, dass Gott uns für ein gelingendes Leben schenkt. Sie haben Recht: Gott findet nicht mehr oder weniger Gefallen an Ihnen beiden, wenn Sie kirchlich heiraten und sich segnen lassen. Wir bitten um Gottes Segen und sprechen ihn zu, um uns an diesen zu erinnern. In der Trauzeremonie wird dieser Segen verbildlicht, hörbar und spürbar. An dieses Segensbild kann sich das Paar immer wieder zurückerinnern – in Guten wie in schweren Zeiten.

Was genau wird gesegnet? Nach meinem Verständnis ist Gott ein Gott der Beziehungen. Er steht in Beziehung zu uns und ist bemüht um die Beziehungen von uns Menschen untereinander. Sie sind als einzelne Menschen vor Gott gesegnet, in der Trauung liegt der Fokus auf der Liebesbeziehung, die Sie zueinander haben.

In dem Bekenntnis, das Sie ansprechen, wird ein möglicher theologischer Akzent gesetzt: Demnach ist die evangelische Trauung Ihr Bekenntnis zu einer im christlichen Glauben geführten Ehe. Eine weitere Möglichkeit ist es, zu verdeutlichen, was für uns Christinnen und Christen der religiöse Anteil in der standesamtlichen Eheschließung ist. Eine weitere mögliche Akzentuierung ist für nicht wenige Paare, die kirchliche Trauung als die „eigentliche“ Eheschließung beziehungsweise die Vervollständigung der standesamtlichen Eheschließung zu deuten.

Ein wichtiger Aspekt ist die Gottesdienstfeier selbst: Für Ihre Liebesbeziehung wird im Gottesdienst gemeinsam mit den Menschen, zu denen Sie in Beziehung stehen, gedankt und gebetet. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir Liebe finden und es gibt keine Garantie, dass sie bleibt. Jedoch: Die Menschen, die mit Ihnen feiern, können mit dazu beitragen, dass Ihre Ehe geschützt wird. Beispielsweise durch ein offenes Ohr und einen Rat, sollten einmal Konflikte entstehen.

Mein Rat für Sie und Ihre zukünftige Frau ist, gemeinsam mit einer Pfarrerin oder einem Pfarrer zu überlegen, welcher Akzent Ihnen für Ihre Liebesbeziehung am wichtigsten ist – und wie er in Ihrer Feier zur Geltung kommen soll. 

Ich wünsche von Herzen eine segensreiche Trauung!

Herzliche Grüße

Ihre Helena Malsy

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