Was sagt die Schöpfungsgeschichte über den Menschen?

Lolita
Frau schaut in den Spiegel
© Martin Barraud/istockphoto/Getty Images

An welchen Stellen sagen die Schöpfungsgeschichten etwas über das Mensch-Sein aus? Wie können Schöpfungsgeschichten bei der Suche des Menschen nach seiner Identität hilfreich sein?

Liebe Lolita,

Die beiden biblischen Schöpfungsgeschichten haben vor allem eins gemeinsam: Beide gehen davon aus, dass Gott den Menschen gewollt und selbst Hand an ihn angelegt hat. Das ist eine Aussage, die sehr wichtig für das biblisch-christliche Menschenbild ist: Der Mensch steht von Anfang an in einer Beziehung zu Gott. Gott wollte uns so, wie wir eben sind.

Weitere wichtige Aussagen in den Schöpfungsgeschichten sind, dass Gott uns nach seinem eigenen Bild und "männlich und weiblich" geschaffen hat (so die wörtliche Übersetzung des Verses vom "6. Tag" (Gen 1,27). Wir sind also bereits von Anbeginn auf eine weitere Beziehung hin geschaffen, die zueinander. Das wird auch in der zweiten Schöpfungsgeschichte deutlich, in der Gott sagt: "Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei." (Gen 2,18).

Also: der Mensch ist ein Wesen, das eine Beziehung zum Mitmenschen hat und eine zu Gott selbst. Es ist "nach Gottes Bild" geschaffen, also mit einer besonderen Würde und gleichzeitig Verantwortung geschaffen – weil er eben dem Schöpfer selbst ähnelt.

Sie fragen nach einer Hilfe auf der Suche zur Identität. Ich verstehe Ihre Frage so, dass Sie wissen möchten, was die biblischen Aussagen für einen Menschen heute bedeuten können.

Wer sich als von Gott geschaffen versteht, wer sagt: "Ich bin als Person so von Gott gewollt, wie ich bin", der oder die wird nicht versuchen müssen, dem eigenen Dasein einen Sinn zu geben, weil er glaubt, dass sein Leben ohnehin einen geschenkten Sinn hat: Da-Sein als Geschenk Gottes. Wer sich als von Gott "handgemacht" versteht, wird mit dem eigenen Körper freundlich umgehen, weil auch er ein Geschenk ist. Wer sich als ein Geschöpf versteht, das in jedem Fall auf Beziehung hin angelegt ist, wird sich darum bemühen, mit den Menschen in seiner Umgebung im Frieden zu leben. Schließlich sind auch sie Geschöpfe Gottes.

Die biblischen Schöpfungsgeschichten sind voll von solchen Bildern, die deutlich machen wollen: Es ist gut, dass es Dich gibt. Gott selbst will es so, und Du hast allen Grund, dich über dich und alle anderen Menschen zu freuen.

Ich grüße Sie herzlich

Frank Muchlinsky

 

Fragen zum Thema

Liebe Amelie, die kleinen Buchstaben in den Versen gehören nicht zur Verseinteilung. Sie…
Liebe*r Beat, das ist wirklich eine bedrückende Situation, in der Sie da sind. Eine…
  Hallo Jockel,   nein, ich finde überhaupt nicht, dass das lächerlich…