Hallo Herr Muchlinsky, vor längerer Zeit schon, habe ich in meinem Lexikon "herumgeforscht" und bin beim Stichwort "Calvin" gelandet. Calvin war einer der Reformatoren, die zum entstehen der Reformierten Kirche beigetragen haben. Er soll ein sehr strenger Zeitgenosse gewesen sein. Er war in Genf tätig und legte eine strenge Kirchenzucht an den Tag. Das führte zu großen Meinungsverschiedenheiten. Aber am Ende setzte sich die neue Lehre Calvin´s durch. In meinem Lexikon heißt es dann wörtlich: Zitat: >>Aufgezeichnet in Calvin´s Hauptwerk der "Christianae religionis institutio" (1536) entwickelte sie vor allem den Gedanken der Prädestination, die jedoch nicht zur Passivität führt, sondern zur rastlosen Tätigkeit treibt. Aus dem Erfolg des Menschen könnte auf seine Erwählung geschlossen werden.<< Entweder Seligkeit (Himmel) oder Verdammnis (Hölle). Für Martin Luther und Ulrich Zwingli stand die Verdammnis nicht so sehr im Vordergrund wie für Calvin. Das Ganze beschäfftigt mich nun so sehr, dass ich täglich dabei bin, darüber nachzudenken und Recherchen anstelle, um eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen. Der Gedanke, dass man sich die Gnade Gottes durch Erfolge verdienen muss, lässt mir keine Ruhe. Nun habe ich auch noch auf der Internetseite der EKD im "Glaubens ABC" unter dem Stichwort "Calvinismus" nachgeschlagen. https://www.ekd.de/glauben/abc/calvinismus.html Auch dort heißt es im letzten Satz wörtlich: Zitat: "Ob der Weg in den Himmel oder in die Hölle führt, lässt sich am ehesten am Erfolg bzw. Misserfolg eines Menschen ablesen." Nun zu meiner Frage, auf die ich,trotz aller Recherchen keine Antwort gefunden habe: Ist Calvin (der Calvinismus) der Ansicht, dass nur "Erfolgs-Menschen" (Menschen, die finanziell gut dastehen, Menschen, die einem angesehenen Beruf nachgehen, Menschen, die eine überdurchschnittliche Schul- und Allgemeinbildung u.s.w. haben) die Gnade Gottes erfahren? Muss der Mensch sich die Gnade Gottes wirklich durch Erfolge verdienen? Sind Menschen, bei denen Erfolge ausbleiben, der Verdammnis preisgegeben? Wie ist der Gedanke der Prädestination im Calvinismus, von Calvin zu verstehen? Eine Antwort auf meine Frage ist mir wichtig, denn es verunsichert mich doch sehr, dass es auf der einen Seite heißt, Gottes Gnade gelte allen Menschen gleichermaßen und auf der anderen Seite Erfolge des Menschen ausschlaggebend sind, ob der Weg in den Himmel oder in die Hölle führt. Herzliche Grüße Susanne
Liebe Susanne,
Johannes Calvin hat die Lehre einer doppelten Prädestination. Das haben Sie schon richtig verstanden. Also: Sie haben Calvin richtig verstanden.
Für ihn ist vorher bestimmt, wer in die Himmel und in die Hölle kommt - und das Ganze steht bei ihm in Verbindung mit materiellem Wohlstand.
Deshalb berufen sich evangelikale Kirchen in den USA auch so gerne auf Calvin, weil die auch der Meinung sind, dass Reichtum auf Erwähltsein zurück zu führen ist.
Die Frage ist, ob Calvin Recht hat. Meiner Einsicht nach hat er das nicht! Und ich habe den Eindruck, Ihrem Gefühl nach hat er auch nicht Recht, liebe Susanne.
Ich sehe es auch so: Gottes Gnade gilt allen Menschen gleichermaßen.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Sabine