Hallo Herr Lilie,
mit Bestürzung habe ich gerade im Focus gelesen, dass die ev. Kirche in Berlin einen Friedhof durch ein Asylantenheim überbauen will. Hier der Link dazu. Entspricht dieser Bericht wirklich der Wahrheit? Falls ja, bin ich die längste Zeit Mitglied in Ihrem Verein gewesen und trete aus. Haben Sie denn gar keine Achtung vor den Verstorbenen und deren Angehörigen? Für die Wohnungen wird man wohl auch einen Keller und ein Fundament brauchen. Was denken Sie, was man da auf einem Friedhof ausbaggern wird? Auch wenn nach den Jahren nicht mehr viel vom Menschen übrig sein wird, so haben die Gräber dennoch einen emotionalen Wert für die Angehörigen. Dort den Bagger zu sehen, wo früher die Oma oder der Opa lag... Es ist echt traurig, wie die Kirche mit ihren Mitgliedern umgeht. Es wird keine Rücksicht mehr genommen, ob die moralische Überzeugung der Kirchenoberen auch von den Mitgliedern vor Ort mitgetragen wird. Stattdessen baut man trotz Protesten Asylantenheime statt Kindergärten (Sachsenheim bei Stuttgart) und jetzt betoniert man auch noch die Friedhöfe zu.
Sehr geehrter Herr Schmidt,
zunächst freut es mich, dass Sie die Bedeutung von Bestattungskultur und Friedhöfen in unseren Städten und Gemeinden so hochschätzen, was leider nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Die Kirche setzt sich dafür immer wieder, zuletzt bei der geplanten Änderung des Bestattungsgesetzes, mit viel Engagement ein.
Bei den beiden Friedhöfen, von den im Focus berichtet wird, ist seit dreißig Jahren, also eine Generation lang, die auch vorgeschriebene Ruhezeit eingehalten worden. Hier ist auch bei kommunalen Friedhöfen eine anschließende Wiederverwendung der Flächen gestattet und auch übliche Praxis. Dabei werden auch evtl. noch aktive Grabpflegende einbezogen und eine gewünschte Umbettung von Gebeinen angeboten.
Insofern ist das ein normales und regelgerechtes Vorgehen. Ich hoffe Ihnen mit diesen Erläuterungen geholfen zu haben!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ulrich Lilie