Kolumbarium

Mark

Ist eine Feuer-/Urnenbestattung in einem Kolumbarium im Sinne der evangelisch-lutherischen Lehre abgesegnet oder widerspricht sie der Bibel bezüglich 'aus Erde bist du gekommen zu Erde sollst du gehen b.z.w Asche zu Asche, Staub zu Staub'?

Lieber Mark,

Die evangelische Kirche akzeptiert Erd- und Feuerbestattung gleichermaßen. Da die Beisetzung der Urne meistens zeitlich von der Trauerfeier getrennt stattfindet, bieten sogar viele Pfarrer/innen auch eine nochmalige liturgische Begleitung bei der Urnenbeisetzung an. Näheres dazu erfahren Sie bei Ihrem zuständigen Pfarramt.

Es werden alleine schon die praktischen Gründe gesehen, die für eine Feuerbestattung sprechen, wird doch besonders in Ballungsgebieten seitens der Friedhofsämter die Feuerbestattung gegenüber der Erdbestattung favorisiert und über die entsprechenden Gebührenordnungen gefördert. So sind Erdbestattungen inzwischen für viele Menschen unerschwinglich geworden. Aber auch das Problem der Grabpflege befördert den Trend zur Feuerbestattung: Die beruflicherseits häufig geforderte Mobilität lässt eine Grabpflege durch die Angehörigen oft nicht mehr zu, so dass die kleinen Urnengräber, oder auch Urnenwände als bessere Lösung erscheinen.

Letztlich entscheidend aber sollte sein, wie es den Hinterbliebenen mit der einen oder anderen Lösung seelisch geht. Für viele, insbesondere auch ältere, Hinterbliebene ist die Vorstellung wichtig, es an der Grabstätte noch mit einem körperlichen Gegenüber zu tun zu haben. Der Akt der Verbrennung des Leichnams ist für sie ein weiterer grausamer Akt, der den erlittenen Verlust noch erhöht und ihnen den Abschied zusätzlich schwer macht. Deshalb sollte die Frage der Bestattung zwischen Ehepartnern oder auch Eltern und Kindern rechtzeitig besprochen werden und dabei nicht nur die Wünsche für die eigene Bestattung zur Sprache kommen, sondern auch die Gefühle, die für die Anderen an dieser Frage hängen.

Für Jesus selbst war die Frage der Bestattung zweitrangig: “Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber folge mir nach (Mt. 8,22)“ Die Berufung zur Nachfolge hat für die Lebenden Vorrang; da müssen die Verpflichtungen und die Pietät gegenüber den Verstorbenen zurückstehen.


Mit dem christlichen Verständnis des Todes und der Hoffnung auf die Auferstehung ist die Feuerbestattung durchaus vereinbar. Danach haben Sie ja besonders gefragt, lieber Mark. Insbesondere die Hoffnung auf die Auferstehung und das neue Leben bleibt davon völlig unberührt. Sie hängt schließlich nicht daran, ob der Körper verbrannt wird oder in der Erde zerfällt. Allemal muss Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zu Staub werden: „Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt.“ (1. Kor. 15,36) Die Hoffnung auf die Auferstehung hängt nicht davon ab, dass etwas in uns den Tod und die Verbrennung überlebt, sondern allein an dem liebevollen Gedenken Gottes (Ps. 8,5). Er gedenkt dessen, was und wer wir sind.

Dieses Diskussionspapier möchte ich Ihne noch empfehlen: Herausforderungen evangelischer Bestattungskultur

Gottes Segen für Sie, Ihre Lieben und Ihre Entscheidungen, lieber Mark,

herzlich,

Ihre Sabine Löw