Was sagt die Bibel zu Sexualität außerhalb der Ehe?

caro

Hi,

ist es okay für Gott (oder Sünde) in der Ehe einvernehmlich mit mehr als dem/der Partnerin zu schlafen, zum Beispiel auf Partys oder Ähnlichem? Oder ist "Sex in der Ehe" heilig? Was sagt die Bibel? Ich Frage aus gegeben Anlass, weil ich etwas struggle. Liebe Grüße.

Liebe Caro,

vielen Dank für Ihre offene Frage.

Unsere Sexualität ist sehr verschiedenen und auch unser Verständnis von Ehe. Meist verbunden – gerade bei Christ*innen – ist damit die Vorstellung, dass allein eine monogam geführte Ehe „richtig“ wäre. Die christliche Sexualethik wird oftmals als sehr strikt empfunden. Je nachdem in welchen christlichen Kreisen man sich bewegt, ist sie das auch.

Wir evangelische Christ*innen diskutieren Themen der Sexualität immer wieder kontrovers. Bis heute gibt es beispielsweise noch keine neue Denkschrift zum Thema der Sexualität von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), obwohl sie schon vor längerer Zeit in Auftrag gegeben wurde.

Die Grundzüge einer neueren evangelischen Sexualethik finden sie hier:

Ich denke gerade in den letzten Jahren ist – glücklicherweise – viel in Bewegung gekommen.

So kann ich gut verstehen, dass Sie bei der Frage, ob man seine Sexualität auch außerhalb der Ehe leben kann, am struggeln sind.

Ihre Frage, was die Bibel dazu sagt, könnte helfen. Sie ahnen es schon: Auch dort finden wir keine eindeutige Antwort. Sicherlich könnten wir jetzt einzelne Bibelverse anführen und zu dem Ergebnis kommen: „Das geht gar nicht!“ Denn die Bibel erwähnt immer wieder, dass man keinen Sex außerhalb der Ehe haben sollte, aber es gibt eben kein einheitliches Eheverständnis in der Bibel. Damit verbunden, gibt es eben auch keine abschließende biblische Sexualethik. Ein prominentes Beispiel: Das Verhältnis von Abraham zu Hagar, der Magd Sarahs, könnte man entweder als 2. Ehe oder als eine Art Leihmutterschaft verstehen. Beides lehnen wir in Westeuropa ab. Passt das zu einem strikten, monogamen Eheverständnis?

In unserer westlichen Gesellschaft ist seit vielen Jahrhunderten das monogame Eheverständnis vorherrschend - es stammt aus der bürgerlichen Familie des 18./19. Jahrhunderts, aus der Zeit der Romantik. Was sagt die Bibel dazu? Kerstin Söderblom hat dazu einen Artikel verfasst: Biblisches Ehe- und Familienverständnis und erklärt, dass es auch dort immer wieder alternative Beziehungsmodelle gibt. Die Bibel ist angefüllt davon.

Ich tendiere dazu, die Bibel als Ganzes zu lesen und nicht immer einzelne Bibelverse heraus zu picken. Die Bibel erzählt die Geschichte Gottes mit uns Menschen, in der sich Gott immer wieder den Menschen zuwendet. Diese Zuwendung gipfelt in einer großartigen Liebestat: Gott sendet seinen Sohn Jesus Christus zu uns, um uns mit ihm ein für alle Mal zu versöhnen. Gott ist ein befreiender und liebender Gott, der sich an unserem Wohlergehen erfreut. Das ist für mich die Kernbotschaft der Bibel.

Sexualität ist aus evangelischer Sicht keine Frage des Heils. Mit anderen Worten: Die sexuelle Orientierung eines Menschen spielt für die Rechtfertigung vor Gott zunächst einmal keine Rolle

Was aus meiner Sicht bei ihrer Frage entscheidend ist, ist das Wort „einvernehmlich“. Denn meinem Verständnis nach versuche ich alles, um als gläubige*r Christ*in anderen Menschen keinen Schaden zuzufügen; egal wo, auch in einer Beziehung und egal bei was, auch beim Ausleben der Sexualität.

Vielleicht helfen Ihnen ja die 5 Kriterien für einen verantwortlichen Umgang mit der Sexualität bei der Orientierung. Sie hat die Experten Kommission der EKD in der Schrift „Unverschämt schön. Sexualethik: evangelisch und lebensnah" veröffentlicht: