Mein Vater ist gestorben. Er hat nur 2 x Kontakt zu mir in seinem Leben. Er hat mich nicht offiziell als leibliches Kind anerkannt, weil ich aus einer Affäre heraus entstanden bin. Ich fühle mich irgendwie verpflichtet, Abschied zu nehmen, möchte das aber nicht unbedingt auf der Beerdigung machen. Seine jetzige Familie würde das nicht unbedingt akzeptieren, sie haben mich auch nicht über seinen Tod informiert. Das habe ich leider über Umwege erfahren müssen. Spricht etwas dagegen, wenn ich später an seinem Grab Abschied nehme?
Liebe Honorata,
es tut mir sehr Leid, das zuhören. Mein Beleid! Es muss schwer für Sie sein, Ihren Vater zu verlieren. Gerade, weil Ihnen nun die Möglichkeit genommen wurde, ihn jemals wirklich kennen zu lernen. Mit seinem Tod stirbt auch die Hoffnung, dass er doch einmal Kontakt zu Ihnen sucht. Oder Sie sich sogar miteinander versöhnen.
Ich kann verstehen, dass Sie Abschied nehmen möchten. Und auch, dass Sie das nicht bei der offiziellen Trauerfeier tun können. Zu tief sind die Verletzungen. Natürlich steht es Ihnen aber als Tochter zu, selbst an seine Grabstätte zu gehen und persönlich Abschied zu nehmen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Vielleicht können Sie ein Gebet sprechen oder eine Kerze entzünden. Und: Sie können auch immer wieder hingehen, solange es Ihnen guttut.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft.
Gottes Segen sei mit Ihnen!
Johanna Klee