Wie christlich ist Donald Trump?

Inge Komma
Präsident Donald Trump im Gebet
©Anna Moneymaker/Pool/Getty Images

Lieber Pastor Muchlinsky und Team von evangelisch.de,
meine Frage: Was ist Ihre Meinung zu Donald Trump und seinem evangelikalen sogenannten "Beraterteam" in Bezug auf den christlichen Glauben - halten Sie Donald Trump für einen frommen beziehungsweise gläubigen Christen?
Gerne höre ich von Ihnen.
Freundliche Grüße
Inge

Liebe Inge,

es ist schön, wenn man von jemandem um die eigene Meinung gebeten wird. Darum freue ich mich über Ihre Frage. Allerding stellt sie mich auch vor große Herausforderungen, weil es hier ja um eine öffentliche Meinungsäußerung geht. Privat habe ich, wie wohl 94 Prozent aller Deutschen, schon heftig vom Leder gezogen, wenn es um den derzeitigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika geht. Ich benutzte Wörter, die ich hier sicherlich nicht schreiben werde, denn öffentliche Meinungsäußerungen sollten unbedingt und immer in einem Ton erfolgen, der eine weitere Diskussion noch möglich macht. Diesen Ton bei diesem Thema zu treffen, fällt mir nicht leicht.

Alles, was ich an Nachrichten über den US Präsidenten mitbekomme, lässt mich schließen, dass es für ihn nichts Wichtigeres gibt, als sich selbst. Sein Reden und Handeln machen immer wieder deutlich, dass er sich selbst zum Maßstab für alles macht. Wer immer mir in dieser Wahrnehmung zustimmt und ein wenig Ahnung von dem hat, was das Christentum ausmacht, wird mit mir den Schluss ziehen müssen, dass Donald Trump dadurch ohne Unterbrechung gegen das erste Gebot verstößt: "Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir." Wer sich selbst als Zentrum der Welt begreift, versündigt sich gegen das wichtigste Gebot.

Ich kann nicht in seine Seele schauen, aber wann immer ich Donald Trump in christlichen Zusammenhängen erlebe, erscheint es mir berechnend und in keiner Weise ernst gemeint. Ein besonders eindrückliches Beispiel hierfür war sein Auftritt mit einer Bibel in der erhobenen Hand inmitten der Proteste gegen Rassismus im Sommer. Dagegen haben sich auch viele Theolog:innen deutlich ausgesprochen. Evangelisch.de hat das dokumentiert. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Donald Trump das Christentum lediglich benutzt, um seine Macht zu festigen. Ein wichtiger christlicher Wert leitet sich aus dem ersten Gebot ab. Es ist die Demut. So verstaubt dieser Begriff in unserer Gegenwart klingt, so überaus hilfreich ist es doch, wenn man die Einsicht besitzt, eben nicht der Herrscher der Welt zu sein, sondern ein Teil von ihr. Aus Demut wächst Handeln für andere. Wenn man erkennt, dass Gott allein Gott ist, kann man anfangen, sich um andere zu kümmern. Diese Erkenntnis fehlt dem Präsidenten der USA noch.

Ich hoffe, dass möglichst viele Christ:innen in der Vereinigten Staaten es ebenso einschätzen, dass Donald Trump ihnen lediglich nach dem Mund redet, um ihre Stimmen für die Wiederwahl zu bekommen. Ja, dafür bete ich sogar.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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