Liebe Frau Klee,
mich beschäftigt die Frage, ob die zwei Jünger, die dem auferstandenen Jesus auf dem Weg nach Emmaus begegnet sind, nicht zwei Männer, sondern ein Paar von Mann und Frau gewesen sind. Sie haben zusammen in Emmaus gewohnt und dass zwei Männer in einer Wohnung zu Hause waren, kann ich mir für heute aber nicht für das Altertum vorstellen. Gibt es dafür irgendwelche Belege oder fundierte Auslegungen der Schrift?
Vielen Dank und liebe Grüße
Rolf Uher
Lieber Herr Uher,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Sie beziehen sich damit auf die Geschichte aus dem Lukasevangelium (Lk 24,13-25), in der Jesus zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus begleitet und abends bei ihnen einkehrt.
Anhand der Geschichte erfahren wir eigentlich recht wenig über die beiden Jünger. Einer von ihnen soll Kleopas geheißen haben. Kleopas könnte entsprechend Joh 19,25 (Klopas) der Mann von Maria sein. Darüber hinaus könnte es sein, dass eben diese Maria Mutter von Jakobus und Joses war (Mk 15.40.47). In der Tat scheinen die beiden Jünger - so der Eindruck der Erzählung - in einem Haus zu wohnen. Daher gibt es tatsächlich einige, die davon ausgehen, dass es sich bei dem anderen Jünger in Wirklichkeit um Maria, Kleopas Frau, handelt. Der zweite Jünger könnte aber auch entweder Jakobus oder Joses sein, also eines der Kinder von Kleopas und Maria.
Eine andere Deutung, die dem Historiker Heggesipp (2. Jh.) folgt, sieht hinter Kleopas den Bruder des Josefs und den Vater von Judas und Simon. Damit wäre Kleopas mit Jesus verwandt und hätte eine nicht geringe Bedeutung für die urchristliche Gemeinde in Jerusalem, denn er wird in anderen urchristlichen Schriften als Bischof dieser Gemeinde aufgeführt. In dem Fall könnte es sich bei dem zweiten Jünger auch um Simon oder Judas handeln.
Leides gibt es kein fundiertes Wissen, bei wem es sich bei dem zweiten Jünger oder zweiten Jüngerin handelt. Und auch sonst sind die (Verwandtschafts-)Verhältnisse der Jünger und Jüngerinnen untereinander nur schwer zu rekonstruieren. Im Falle der Emmausjünger scheint zumindest nicht unwahrscheinlich, dass beide familiär verbunden waren.
Ich hoffe, Sie gehen der Bibel weiterhin so genau auf den Grund!
Beste Grüße,
Johanna Klee
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