Sehr geehrte Frau Scholl,
bei mir ist ein böser Geist, der spricht mit mir und will mir Angst machen und provoziert mich. Der fordert mich immer zum Kampf raus, körperlich bedrängt er mich, mir tun ohne Grund Körperteile weh, der bedient sich einfach. Ich habe schon sehr oft gebetet, geräuchert. Der Geist freut sich und macht einfach weiter. Mir geht es echt schlecht. Kämpfe schon darum, meine Arbeit und Wohnung nicht zu verlieren, brauche Hilfe.
Der Geist ist voll hässlich. Heute hat er mir im Auto beweisen wollen, wie hilflos ich bin. Der hat ganz langsam angefangen mich zu besetzten. Mir ist richtig warm geworden. Dann sollte ich mein Bewusstsein verlieren, schwarz vor Augen und hat voll auf mich eingeredet, ich soll die Autotür aufmachen und rausspringen, Platzangst hat er mir gemacht. Was soll ich tun?
Herzliche Grüße
Sehr geehrter Herr Lange,
was Sie erleben und beschreiben klingt sehr bedrängend. Es scheint mir, als erlebten Sie sich zunehmend unfrei, weil Sie das Gefühl haben, dass Ihnen etwas auf den Leib rückt. Die Szene in ihrem Auto, wo für Sie der Raum immer enger wurde, vermag dafür ja ein treffendes Bild zu geben. Für Sie ist das, was Sie da erleben tiefe Wirklichkeit. Es äußert sich ja auch bis hin zu körperlichen Schmerzen.
Es kann im Leben Zustände geben, in denen so starke Konflikte und Belastungen in uns entstehen, dass es sich in der Tat so anfühlt, wie Sie es beschreiben und dass wir uns dadurch so fremdgesteuert vorkommen, dass wir beginnen zu glauben da sei eine Macht im Spiel, die außerhalb unserer selbst lebt und agiert. All die Gefühle und Empfindungen, von denen sie schreiben, sind sicher real. Dass da aber ein böser Geist handelt, ist zunächst mal eine Zuschreibung, welche Sie treffen. Ihr Leiden ist Wirklichkeit, aber den Dämon, von dem sie sprechen, erschaffen sie selbst.
Ich möchte Ihnen sehr ans Herz legen, mal mit einem Psychologen über das ins Gespräch zu kommen, was Sie beschreiben. Eine therapeutische Begleitung kann Ihnen eine gute Hilfestellung dabei geben, aus dem ständigen Kampf, den Sie alltäglich ausfechten müssen, herauszukommen und so auch wieder in ein Leben ohne diese Anstrengungen zu finden. Sie schreiben, dass Sie bereits darum fürchten, Arbeit und Wohnung zu verlieren. Schon um das zu vermeiden, könnte es sicher hilfreich sein, wenn Sie sich in dieser Weise Begleitung suchen.
Auf dem Weg dahin, wieder durchatmen zu können und Stück für Stück ihre Freiheit zurückzuerlangen wünsche ich Ihnen Gottes Segen.
Herzlich,
Katharina Scholl