Kann Gott mir verzeihen, dass ich meine Eltern beleidigt habe?

Justus

Liebe Frau Scholl,

ich habe meine Mutter und meinen Vater beleidigt. Ich wurde handgreiflich und bereue das wirklich so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich bete jeden Tag um Vergebung. Wird Gott es mir verzeihen? 2. Frage: Ich habe ein Versprechen, das ich Gott gegeben habe, nicht eingehalten und bereue das furchtbar. Ich hatte ihm versprochen, nie wieder Geschlechtsverkehr mit guten Freunden zu haben und habe es nicht eingehalten. Wird er mir trotzdem verzeihen?

Herzliche Grüße,
Justus

Lieber Justus,

 

vielen Dank für Dein Vertrauen. Nicht selten sind es ja die Menschen, welche uns nahe stehen, die nicht nur unsere Liebe zu spüren bekommen, sondern gerade in diesen Beziehungen kommt es leider auch zu Verletzungen.

 

Was Du im Hinblick auf Deine Eltern beschreibst, scheint ja über ein kurze Streitigkeit hinauszugehen. Dass Du sie beleidigt hast, schreibst Du, und Du bist sogar handgreiflich geworden. Beim Lesen Deiner Zeilen ahne ich, dass Du das wohl am liebsten ungeschehen machen würdest. Du schreibst ja selber, dass Du es sehr bereust.

 

Offen bleibt für mich bei Deinen Beschreibungen, ob Du über Deine Gefühle im Hinblick auf diese Auseinandersetzung mit Deinen Eltern gesprochen und sie um Verzeihung gebeten hast. Vielleicht ist es ja auch so, dass Deine Eltern auch einen Anteil haben an dem, was zwischen Euch geschehen ist? Das kannst Du besser beurteilen als ich. In jedem Fall möchte ich Dich sehr ermutigen das Gespräch mit Deinen Eltern zu suchen und Ihnen zu sagen, wie Du über dieses Ereignis denkst.

 

Ob sie Dir verzeihen können, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Aber mir selbst hilft es oft, einen Fehler einzugestehen und darüber mit der betreffenden Person zu sprechen. Selbst wenn eine Versöhnung (noch) nicht möglich ist, kann ein solches Gespräch wieder neue Begegnung ermöglichen und auch Dir vielleicht helfen, besser mit dem umgehen zu können, was Du getan hast.

 

Ob Gott Dir verzeiht, möchtest Du wissen. Zunächst mal gehört es zum Leben dazu, dass wir auch Fehler machen, manchmal auch sehr große, die anderen Schmerzen zufügen. Wenn wir so etwas getan haben, kann sich damit auch das Gefühl verbinden, sich von Gott entfernt zu haben. Deine Frage führt zu dem, was wir evangelischen Christinnen und Christen Rechtfertigung nennen. Der Mensch, mit allem Hellen und Dunklen, was er mitbringt, ist von je her von Gott geliebt und angenommen. Nichts, was Du tust, kann dieses Band zwischen Dir und Gott zerreißen und so gibt es auch aus diesem Gefühl sich von Gott entfernt zu haben keinen Punkt, an dem es kein Zurück gäbe.

 

Nun ist es aber ja so, dass nur weil eine Pfarrerin Dir etwas sagt, was theologisch richtig ist, sich Dein Gefühl noch nicht notwendig verändert.  Und darum geht es ja, dieses Band zwischen Gott und Dir auch wieder spüren zu können. Dazu bist Du schon selber einen ganz wichtigen Schritt gegangen. Du schreibst, dass Du betest. Du trittst also mit Gott in Beziehung und bringst vor Gott, was Dich belastet. Das kann ein ganz wichtiger Schritt sein, um Gottes Nähe zu spüren.

 

Für Deine zweite Frage trifft Vieles von dem zu, was ich bis hierher schon geschrieben habe. Allerdings würde ich sagen, dass Sex mit einem Menschen aus Deinem Bekanntenkreis ja noch gar nicht an sich ein Problem darstellt, soweit beide einverstanden sind und Freude dabei erleben. Es scheint ja eher eine Versprechen zu sein, was Du vor Dir selbst abgelegt hast. 

 

Ich glaube, dass es gar nicht selten so ist, dass wir selbst sehr streng mit uns sind und Gott eigentlich gelassener ist, als wir das von ihm denken. Vielleicht ist das ja ein Gedanke, mit dem Du etwas anfangen kannst und der Dir ein wenig mehr Freiheit verschaffen kann.

 

Für den Umgang mit dem Konflikt mit Deinen Eltern und Deinem gemeinsamen Weg mit Gott im Gebet wünsche ich Dir Segen.

 

Herzliche Grüße

 

Katharina

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